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Ein Wechsel, verschiedene Sichtweisen

Warum der Diesing-Transfer für Hagen/Uthlede, Bornreihe und den Spieler selbst so brisant ist

Kai Diesing spielt in der kommenden Saison in der Fußball-Landesliga. Das kommt nicht überraschend. Sein Verein, der FC Hagen/Uthlede, steigt schließlich aus der Oberliga ab. Viel interessanter ist, dass der 30-Jährige ab Sommer nicht mehr für den FC auflaufen wird. Er verlässt den Klub, in dessen 1. Herren er seit dem Jahr 2009 spielt, und schließt sich dem SV Blau-Weiß Bornreihe an. Einem direkten Konkurrenten. Teufelsmoor statt Blumenstraße, Blau-Weiß statt Grün-Schwarz. Aber was bedeutet das für die Klubs und den Spieler? Eine kommentierende Analyse.

Was der Wechsel für den SV Blau-Weiß Bornreihe bedeutet: Aus Bornreiher Sicht ist die Verpflichtung Diesings durchaus ein Coup: Die Blau-Weißen bekommen einen spiel- und dribbelstarken Akteur für ihre Offensive, der sowohl auf den Außenbahnen als auch auf der Achter- oder der Zehnerposition spielen kann. „Kai bringt offensiv eine große Qualität mit“, sagt Nils Gresens, der die Bornreiher gemeinsam mit Frank Meyer trainiert. Diesing ist ein Unterschiedsspieler, das hat er in Hagen über viele Jahre nachgewiesen – auch in der Oberliga. Die muss im Teufelsmoor angesichts solcher Transfers und einer prominent besetzten Offensive in der neuen Saison fast zwangsläufig zum Thema werden.

Diesing erweitert die ohnehin großen Möglichkeiten im Angriffsspiel noch mehr. Unter anderem trifft der 30-Jährige im Teufelsmoor auf seinen ehemaligen Teamkollegen Justin Dähnenkamp. Damit nicht genug: Mit Philip Bähr, Jeremy da Rocha Nunes oder auch Bjarne Schnakenberg verfügen Gresens und Meyer in der kommenden Saison über schier unbegrenzte offensive Qualität. Den Ausfall von Michel Klimmek – der ohnehin verletzte Kapitän geht bekanntlich auf Weltreise – sollten die „Moorteufel“, die defensiv noch nachlegen wollen und das für einen Spitzenplatz auch zwingend müssen (siehe Bericht weiter unten), sportlich auffangen können.

Was der Wechsel für den FC Hagen/Uthlede bedeutet: Aus Hagener Sicht stellt Diesings Abgang den Verlust eines weiteren langjährigen Aushängeschildes nach Yannick Becker und Marlo Burdorf dar. Tjark Seidenberg, ab der kommenden Saison Cheftrainer und jahrelang Mitspieler Diesings, betrachtet den Wechsel auf zwei verschiedenen Ebenen. „Aus emotionaler und sportlicher Sicht tut dieser Abgang natürlich weh, da Kai individuell herausragend ist und das Spiel unseres Vereins in der Offensive in der letzten Dekade geprägt hat“, erklärt er. Diesing war das fußballerische Element in einer Mannschaft, die sich vor allem in der Oberliga über den Kampf definierte. Er hinterlässt sportlich eine Lücke, die nicht so leicht zu füllen ist.

Aber das ist nur eine Seite der Medaille, wie Seidenberg deutlich macht. Er sagt sogar, die Trennung sei für beide Seiten die beste Entscheidung, „da Kai uns in den letzten Gesprächen mitgeteilt hat, dass er an sich denken muss und er keine Lust hat, den Umbruch bei uns zu begleiten“. Diese Haltung passe nicht zum Weg, den der Verein beim Neuaufbau gehen wolle. Er wolle ein Team, das mit Leidenschaft, Liebe und vor allem Überzeugung das Trikot des FC trage, betont Seidenberg. Ein Team, das hinter dem Umbruch mit all seinen Herausforderungen stehe. Insofern ist die Trennung konsequent. Mit jungen Akteuren wie Kilian Tienken oder Ylbes Halimi, an deren Seite erfahrene Recken wie Clemens Schoppenhauer, Axel France oder Timo Dressler stehen, ist der Grundstock für den Umbruch bereits da. Auch Finn-Niklas Klaus kann eine noch wichtigere Säule werden. Diesings Abgang ist für den FC ein harter, aber auch ein klarer Schnitt. Es wird ein Neustart ohne wehmütigen Blick zurück.

Was der Wechsel für Kai Diesing bedeutet: Er verlässt die sportliche Heimat. „Es war eine lange und schöne Zeit“, sagt er. Der FC Hagen/Uthlede sei sein Verein – und doch wolle er nun etwas anderes probieren. „Ich will etwas Neues kennenlernen, mich neu beweisen, eine andere Herausforderung starten“, sagt er. Das ist ein völlig legitimer Gedanke. Der Umbruch, dazu der Verlust von unter anderem Marlo Burdorf, mit dem er gut befreundet sei, seien bei seiner Entscheidungsfindung nur unwesentliche Faktoren gewesen, sagt Diesing.

Bornreihe ist für ihn eine logische Adresse. Zwar ist die Anfahrt von seinem Wohnhort Loxstedt aus länger als nach Hagen, „aber noch im Rahmen“, findet er. Ein weiterer Aspekt: Bei den „Moorteufeln“ trifft Diesing auf bekannte Gesichter. Nicht nur mit Dähnenkamp hat er bereits zusammengespielt, sondern auch mit Jascha Stern und Christoph Müller, dessen Wechsel bereits bekannt war. Auch einige seiner zukünftigen Mitspieler kennt Diesing bereits. „Ich weiß, was mich erwartet und was für Jungs da spielen. Ich habe einfach Lust auf die Mannschaft und den Verein“, sagt Diesing. Bornreihe ist ihm nicht fremd. Das gibt ihm Sicherheit. Dass er sich wortwörtlich verwechselt, liegt nicht gerade auf der Hand. Und dann ist da ja noch ein weiterer, ein entscheidender Punkt: „Ich will weiter erfolgreich Fußball spielen“, betont Diesing. Das, glaubt er, hätte er auch in Hagen tun können. Doch während sich der Absteiger ein Stück weit neu erfindet, ist die Bornreiher Rolle längst klar: Die Blau-Weißen wollen weiterhin ein Spitzenteam sein, Spiele dominieren. Diesing findet Mitspieler vor, mit denen er Kombinationsfußball spielen kann. Und nicht nur sein Transfer zeigt die Ambitionen der „Moorteufel“. Auch das ist ein Fingerzeig für einen Spieler, der „noch ein paar Jahre auf hohem Niveau“ spielen will.

Was der Wechsel nach Bornreihe ebenfalls bedeutet: Diesing wird in der kommenden Saison gegen den FC Hagen/Uthlede spielen. „Das wird ein seltsames Gefühl“, ahnt er. Dass er nach nur noch drei Spielen in Grün-Schwarz bald in Blau-Weiß aufläuft, daran wird nicht nur er sich erst einmal gewöhnen müssen.

ZUR SACHE

Auch Ricardo Marafona da Costa wird Bornreiher

Nicht nur den Transfer von Kai Diesing machte der SV Blau-Weiß Bornreihe offiziell: Auch Ricardo Marafona da Costa wird ab dem Sommer das Trikot der „Moorteufel“ tragen. Der 22-Jährige wechselt vom Bremen-Ligisten OSC Bremerhaven in den Kreis Osterholz.„Ricardo kann auf der Sechs und auf der Acht spielen. Für sein junges Alter hat er eine unfassbare Ruhe am Ball, ist passsicher und zweikampfstark. Mit 22 Jahren ist er einfach schon sehr, sehr weit“, sagt Trainer Nils Gresens. Marafona da Costa sammelte beim TB Uphusen zwischen 2018 und 2020 zudem Oberliga-Erfahrung. Die Landesliga Lüneburg kennt er aus einem einjährigen Gastspiel bei Eintracht Cuxhaven. Die Bornreiher Transferaktivitäten sind mit diesen beiden Zugängen noch nicht abgeschlossen.Intern ist fast alles klar: Lediglich bei Dario Cordes steht noch nicht fest, ob er weitermachen kann oder nicht. „Das hat berufliche Gründe. Dario wird sich zeitnah entscheiden“, kündigt Gresens an. Er und Frank Meyer hätten gern noch vier Zugänge. „Das Hauptaugenmerk liegt auf der Defensive“, sagt der Coach. Dort verlieren die Blau-Weißen mit Meikel Klee einen über alle Zweifel erhabenen Mentalitätsspieler. Derzeit sei man noch in Gesprächen mit möglichen Zugängen, so Nils Gresens.


Quelle: Weser-Kurier vom 07.05.2022 verfasst von Thorin Mentrup