shopping-bag 0
Items : 0
Subtotal : 0,00
View Cart Check Out

Zwischen Stolz und Enttäuschung

Der FC Hagen/Uthlede erleidet Halbfinal-Aus, doch gleicht gegen Celle fast einen dreimaligen Rückstand aus

Als die Partie vorbei und das Halbfinal-Aus im Fußball-Niedersachsenpokal für den FC Hagen/Uthlede besiegelt war, ließ Trainer Carsten Werde seine Spieler ganz bewusst in Ruhe. Dieses 2:3 (1:2) beim MTV Eintracht Celle barg in sich so viele Facetten, die es für jeden Einzelnen erst einmal aufzuarbeiten galt. Rückstand in der zweiten Minute, Ausgleich in der sechsten. Danach wieder zurückgelegen, kurz darauf sogar die Rote Karte kassiert und trotzdem wieder ausgeglichen. Es folgte der dritte Rückstand – und fast der dritte Ausgleich, wenn Finn-Niklas Klaus seine Großchance zwei Minuten vor Ultimo denn genutzt hätte. So lief die Partie in ziemlich geraffter Version.

Erst als die Mannschaft gut eineinhalb Stunden nach Spielende in den Bus stieg und die Heimreise antrat, ergriff Hagens Coach die Möglichkeit, ein paar Worte an seine Spieler zu richten. Es waren – bei aller Enttäuschung – vor allem Worte des Stolzes. „Denn das, was meine Mannschaft da gezeigt hat, zeugt von einer richtig guten Moral“, erklärte Carsten Werde. Doch der Reihe nach. Das Spiel hatte noch gar nicht begonnen, da musste der FC Hagen/Uthlede den ersten Rückschlag verkraften. Axel France hatte sich beim Abschlusstraining am Freitagabend eine Zerrung zugezogen und fiel aus für das Halbfinale. Das hatte noch gar nicht richtig begonnen, da mussten die Grün-Schwarzen den nächsten Nackenschlag verkraften. Gerade einmal zwei Minuten waren gespielt, die Hagener nicht einmal im Ballbesitz gewesen, da lagen sie auch schon im Hintertreffen. Nach einem Freistoß standen gleich drei Celler sträflich frei, von denen schließlich Adrian Zöfelt ungehindert einköpfen konnte. Einen schlechteren Start hätten die Hagener kaum erwischen können.

Zurück im Spiel

Aber sie fanden unverhofft schnell in die Partie zurück. Was auch damit zu tun hatte, dass sie sich von ihrem ursprünglichen Plan, den Gegner früh anzulaufen, nicht abbringen ließen. Aus eben diesem Pressing heraus resultierte der Ausgleich von Kilian-Lasse Tienken. Der Hagener luchste dem gegnerischen Verteidiger den Ball ab, steuerte schnurstracks auf das Celler Tor zu und schob überlegen ein – 1:1 (6.). Der FC Hagen/Uthlede war wieder im Spiel und gestaltete das Geschehen ausgeglichen, auch wenn sich Coach Werde noch mehr Zutrauen in die eigene Stärke bei seinen Spielern gewünscht hätte. „Wir haben zu viel mit Diagonalbällen agiert, anstatt das Spiel über die Sechser-Position zu eröffnen“, sagte er. Daran lag es aber nicht, dass sein Team erneut in Rückstand geriet. Das 1:2 durch Jean-Luca van Eupen war auch der Tatsache geschuldet, dass sich der Celler letztlich zu einfach seiner Bewachung entziehen konnte (18.). Umso beherzter gingen die Hagener drei Minuten später zu Werke. Dass das Foul von Mika-Lasse Kroschel eines war, blieb unbestritten. Nur stellte Coach Carsten Werde hinterher infrage, ob Schiedsrichter Markus Büsing dieses Einsteigen wirklich als Notbremse werten musste. „Das Foul war 30 Meter vor unserem Tor, außerdem waren Hussein Taha und Finn-Niklas Klaus in Schlagdistanz“, monierte er. Trotzdem: Für Kroschel war das Halbfinale vorzeitig beendet, und es folgte eine Phase, die Coach Werde hinterher als „schwierig“ bezeichnete. Nicht nur, weil die Celler etwas mehr vom Spiel besaßen, sondern auch, weil die in Unterzahl agierenden Hagener sehr viel arbeiten mussten. Zwar war das Gleichgewicht in personeller Hinsicht schnell wieder ausgeglichen, da sich Celles Daniel Ruchatz kurz vor der Pause gegen Kai Diesing  – Werde: „Kai soll einen Schlag abbekommen haben“ – zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ. „Aber diese 20 Minuten mit einem Mann weniger taten hinten heraus ziemlich weh“, resümierte Hagens Trainer.

Davon war mit dem Wiederbeginn indes nichts zu spüren. „Wir sind echt gut reingekommen“, freute sich Werde, dessen Team durch den raschen Ausgleich von Finn-Niklas Klaus zusätzlich Auftrieb bekam. Es war nicht nur der Ausgleich, sondern ein Traumtor dazu. Der Hagener kam auf der Außenbahn an den Ball, zog nach innen und traf das Leder so perfekt, dass es direkt im Knick landete – 2:2 (54.). Die Celler brauchten etwas Zeit, um sich von diesem Schock zu erholen, besaßen dann aber zwei gute Einschussmöglichkeiten, von denen Hagen-Keeper Yannick Becker eine ganz stark parierte. In der 70. Minute forcierten die Gastgeber ihre Offensivbemühungen, indem sie zwei frische Stürmer einwechselten. Und es dauerte gerade einmal zwei Minuten, ehe sich diese Wechsel bezahlt machten. Einer der Eingewechselten war nämlich Felix Krüger, der den Ball gar nicht richtig traf, den Treffer zum 3:2 „eher reinmurmelte“, so Werde. Aber noch waren ja mindestens 18 Minuten zu absolvieren, der Glaube an eine Rückkehr ins Spiel eingedenk des vorherigen Verlaufs ungebrochen. Chancen sprangen jedoch nicht mehr viele heraus – nur diese eine, die die Hagener ins Elfmeterschießen hätte führen können. Eigentlich müssen. Doch aus aussichtsreicher Position zog Finn-Niklas Klaus, der zuvor noch so eine klasse Schusstechnik gezeigt hatte, im Strafraum knapp daneben. „Nicht jede große Chance geht rein. Am Ende sollte es nicht sein“, meinte Coach Werde. Der Treffer wäre freilich verdient gewesen. „Es war die ganze Zeit ein 50:50-Spiel. Was beide Mannschaften in diesem Spiel bei dieser Hitze gezeigt haben, war schon stark. Natürlich sind wir enttäuscht. Aber dieses Spiel weckt unheimliche Vorfreude für die kommenden Wochen. Wenn wir diese Leistung konstant abrufen, werden wir Spaß miteinander haben“, so Hagens Coach.

MTV Eintracht Celle: Klindworth – Marquardt, Yazgan, Van Eupen (70. Philip Köhler), Zöfelt, Kaplan (63. Laube), Ruchatz, Borchert (70. Krüger), Trautmann, Ehlers, Struwe

FC Hagen/Uthlede: Becker – Kroschel, Elmali (26. Wohltmann), Diesing (80. Denkgelen), Stüßel (70. Wegner), Franke, Tienken, Hannemann, Hausmann, Taha, Klaus

Tore: 1:0 Adrian Zöfelt (2.), 1:1 Kilian-Lasse Tienken (6.), 2:1 Jean-Luca van Eupen (18.), 2:2 Finn-Niklas Klaus (52.), 3:2 Felix Krüger (72.)

Besondere Vorkommnisse: Mika Kroschel sieht nach einem Foulspiel die Rote Karte (21.); Daniel Ruchatz sieht nach einer Tätlichkeit die Rote Karte (45.)


Quelle: Weser-Kurier vom 17.08.2020 verfasst von Dennis Schott