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Den Unkenrufen zum Trotz

Fußball-Oberligist Hagen/Uthlede will beweisen, dass die zweite Spielzeit nicht zwangsläufig schwierig sein muss

Wer kennt sie nicht? Die guten alten Fußballweisheiten. Von der Bundesliga bis hinunter in die Kreisklasse gibt es diese paar bestimmten Sätze, die in aller Regelmäßigkeit zum Besten gegeben werden – und die irgendwie dazugehören wie Bratwurst und Bier. Eines dieser ungeschriebenen Gesetze besagt, dass die zweite Saison für einen Aufsteiger immer die schwierigste sei. Und betrachtet man die abgelaufene Spielzeit, scheint an dieser These tatsächlich etwas dran zu sein. Denn nicht nur im Profifußball erwischte es mit dem VfB Stuttgart, Hannover 96 oder dem MSV Duisburg einige Vereine nur ein Jahr nach einer erfolgreichen Premierensaison, mit der TuSG Ritterhude (Landesliga) und dem ATSV Scharmbeckstotel (Bezirksliga) gibt es auch in der regionalen Fußballszene zwei mahnende Beispiele. So verwundert es kaum, dass kurz vor dem Saisonstart in der Oberliga Niedersachsen auch der FC Hagen/Uthlede, der die Klasse im ersten Anlauf souverän hielt, mit diesem Thema konfrontiert wird.

Chefcoach Carsten Werde lässt sich davon allerdings wenig beeindrucken: „Es gibt ein paar Weisheiten, von denen ich eine Menge halte. Diese gehört nicht dazu. Mir fehlt da einfach die Begründung. Vielmehr ist es doch so, dass sich meine Mannschaft in jedem Training und vor allem im Wettkampf deutlich weiterentwickelt hat. Und das soll nun alles weg sein? Das glaube ich beim besten Willen nicht“, erklärt der Erfolgscoach. In der Tat haben sich viele Spieler im vergangenen Jahr erstaunlich schnell an das hohe Niveau gewöhnt, eine starke Saison gespielt und sind so letztlich durch eine intakte Teamleistung auf einem beachtlichen neunten Platz gelandet. Allerdings haben mit Torschützenkönig Justin Dähnenkamp (17 Treffer), Abwehrchef Nils Göcke oder Jascha Stern wichtige Akteure die Blumenstraße verlassen. Zwar wurden zahlreiche hochveranlagte Neuzugänge wie Hussain Taha, Finn-Niklas Klaus oder Marc Holler an Land gezogen, bis auf Yannick Bremser (vormals FC Oberneuland) sind diese zuletzt aber eher in unteren Gefilden aufgelaufen. Doch auch diese Personalrotation bringt zumindest Werde nicht um den Schlaf: „Viele der Jungs haben wir aus der Bezirksliga oder noch tiefer geholt, aber wir haben das ja aus zwei bestimmten Gründen getan. Weil sie die sportliche Qualität mitbringen und menschlich ins Team passen. Genau das haben sie bisher auch eindrucksvoll bestätigt und neue Impulse gebracht. Sie lernen von den erfahrenen Spielern und da ist wirklich schon etwas zusammengewachsen“, lobt Werde.

Speziell bei den beiden Erfolgen im Niedersachsenpokal war der angesprochene Teamspirit bereits deutlich zu spüren. Und genau dieser Zusammenhalt soll auch in der neuen Runde das große Faustpfand der Hagener sein. Gerade an der stimmungsvollen Blumenstraße, wo im letzten Jahr 28 der 40 Punkte gesammelt wurden, war oft genug die Verbindung zwischen Spielern und Fans ein Grund für den Erfolg. Das weiß auch Carsten Werde. „Dieses besondere Gefühl, das sich da entwickelt, ist schon eine unserer Stärken. Wir haben uns erarbeitet, dass viele Teams mit Respekt anreisen. Aber nur wenn man als Team auftritt und wirklich füreinander da ist, kann man das Publikum so mitreißen“, verspricht der Übungsleiter weiterhin leidenschaftliche Powerplay-Auftritte. Das bedeutet aber keineswegs, dass der neuformierte FCH nur eine Richtung kennt. „Eine unserer großen Stärken ist, dass wir flexibel auf unterschiedliche Situationen reagieren können. Dazu müssen die Jungs verschiedene Systeme verinnerlichen, auch wenn das gerade für den Kopf anstrengend ist. Der nächste Schritt muss es jetzt außerdem sein, dass wir bei aller Offensivqualität auch die defensive Stabilität wieder reinbekommen. Das heißt nicht, dass wir mauern wollen, sondern dass wir aus unterschiedlichen Pressinghöhen agieren können und immer für eine gewisse Konterabsicherung sorgen“, erklärt Werde.

Genau an diesen Dingen wurde in der Vorbereitungsphase akribisch gearbeitet, wobei aufgrund von Verletzungen immer wieder Akteure ausfielen. Vor allem die langfristige Verletzung von Axel France (Kreuzbandriss) schmerzt sehr, insbesondere, da die neue Saison ohnehin schon ein echter Kraftakt zu werden scheint. Immerhin wurde die Klasse von 16 auf 18 Teams aufgestockt, vier Spiele mehr müssen also bestritten werden, dadurch ist außerdem die Zahl der Absteiger auf fünf gestiegen. Und auch die Qualität der Liga dürfte nicht kleiner geworden sein: Neben den drei Regionalligaabsteigern haben sich dem Vernehmen nach auch die Teams aus Spelle oder Hildesheim ordentlich verstärkt. Am Hagener Selbstbewusstsein ändern aber auch diese Tatsachen wenig. „Natürlich wird das eine Herausforderung und die Saison wird an die Substanz gehen. Die Jungs haben sich aber selber das Ziel gesetzt, mindestens auf dem zehnten Rang zu landen. Jetzt wird es darum gehen, dies durch eigene Leistung zu erreichen. Auch wenn es wegen der vielen Verletzten keine sensationelle Vorbereitung war, haben wir im Pokal schon einmal gezeigt, was wir können, wenn wir müssen. Ich gehe auf jeden Fall frohen Mutes in die Saison“, zeigt sich Carsten Werde optimistisch. Der FC Hagen/Uthlede startet also voller Vorfreude in das neuerliche Abenteuer Oberliga – und wird mit Sicherheit alles geben, um die Mär vom verflixten zweiten Jahr ins Reich der Fußball-Fabeln zu verbannen.

Der Kader

Neuzugänge: Yannick Koch (TV Langen), Kubilay Denkgelen (TSV Stotel), Jason Lehmkuhl (MTV Bokel), Hussain Taha (VSK Osterholz-Scharmbeck), Yannick Bremser (FC Oberneuland), Finn-Niklas Klaus (FC Hambergen), Björn Kohlstedt (SG Stinstedt), Sadrak Nankishi (JFV Nordwest U19), Marc Holler (SV Aschwarden), Tim Kobbenbring (eigene U18)

Abgänge: Dennis Jordan (Blumenthaler SV), Meiko Gagelmann (SFL Bremerhaven), Jascha Stern (OSC Bremerhaven), Nils Göcke (FC Oberneuland), Justin Dähnenkamp (VfB Oldenburg), Tjark Mertha (OSC Bremerhaven), Tim Grundmann (Co-Trainer)

Restkader: Yannick Becker, Maurice Banehr, Fabio Hausmann, Dennis Skowronek, Guido Woltmann, Tjark Seidenberg, Mirko Franke, Mario Burdorf, Kai Diesing, Justin Sauermilch, Erik Köhler, AJ France, Jöran Korf, Berend Knoop, Thomas Wischhusen, Christoph Müller, Andre Stüßel

Trainer: Carsten Werde
Co-Trainer: Tim Grundmann
Torwarttrainer: Marco Piechura
Betreuer: Yannick Kühntopf, Henrik Wohltmann
Sportlicher Leiter: Gunnar Schmidt
Teammanager: Wilfried Roes, Julian Berndt, Udo Waltemade
Physiotherapeutin: Jana Thielking
Saisonziel: Top 10
Meisterschaftsfavorit: VfV Borussia 06 Hildesheim, SC Spelle-Venhaus


Quelle: Weser-Kurier vom 03.08.2019 verfasst von Jan-Henrik Gantzkow