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Nach Infektion ist Vorsicht angesagt

Fußballer und Corona – Risiken für die Gesundheit – Vereine setzen auf Eigenverantwortung

Gesundheitliche Probleme nach einer Corona-Infektion – derzeit häufen sich die Fälle, in denen Profisportler durch Herz- oder Lungenprobleme ausgebremst werden. Diese fallen im Alltag, aber auch bei Untersuchungen auf. Für die Profis wurden Richtlinien wie das Return-to-play-Programm in der Deutschen Eishockey-Liga entwickelt, um Risiken zu minimieren. Auf einen solchen Leitfaden können Hobby-Sportler wie die Fußballer nicht zurückgreifen.

In Bremen und Bremerhaven ist derzeit der Spielbetrieb im Erwachsenenbereich unter Anwendung der 2G-Regelung möglich. In Niedersachsen gilt die 3G-Regelung. Mehrere Vereine wurden aber von der Omikron-Welle erfasst: Weil Spieler positiv auf Corona getestet worden waren und in Quarantäne mussten, konnte nicht im geplanten Umfang trainiert werden. Am kommenden
Wochenende rollt aber wieder der Ball. Welche Vorkehrungen haben der Verband und die Vereine getroffen, dass die Gesundheit der in den vergangenen Wochen infizierten Spieler zu schützen?

Keine Vorgabe vom Verband

„Die Rückkehr nach einer Corona-Erkrankung muss immer ärztlich begleitet werden, damit ist es eine Geschichte zwischen Spieler und Arzt. Wir können das nicht vorgeben. Wenn wir es zur Pflicht machen würden, würden wir gegen das Gesetz verstoßen. Es ist eine Eigenverantwortung des Spielers“, erklärt ein Sprecher des Bremer Fußball-Verbandes. „Gehen wir davon aus, dass ein Spieler infiziert ist. Irgendwann ist er dann ja nachweislich nicht mehr infiziert. Ab dem Moment darf er rechtlich wieder spielen, weil er ja auch aus der gesetzlichen Quarantäne rauskommt. Ob es aus medizinischer Sicht sinnvoll ist oder nicht, das muss der Spieler mit dem Arzt klären. Es ist ja nichts anderes als bei einem Kreuzbandriss oder einer Zerrung“, betont der BFV-Mitarbeiter weiter. „Es gibt bei uns Stellen, die sich Sorgen um Long Covid machen. Aber das eine ist das Gefühl, und das andere ist das, was in unserer Verantwortung liegt. Es liegt nicht alles im Sport in unserer Verantwortung.“

Die Leher TS hat bereits Erfahrung damit gemacht, dass eine Covid-Erkrankung nach dem Ende einer Quarantäne nicht zwangsläufig ausgestanden ist. So gab es zuletzt zwei Spieler, die erkrankt waren und unter Belastung Probleme bemerkt haben. „Die haben wir direkt zu unserem Mannschaftsarzt geschickt, damit sie auf Herz und Lunge geprüft werden. Wir sind da sehr sensibel und versuchen die Spieler mit unseren Möglichkeiten zu schützen“, betont Dennis Ley, Trainer des Bremen-Ligisten. Für ihn sollte die Rückkehr in den Trainings- und Spielbetrieb „der gesunde Menschenverstand regeln, dass man da sensibel damit umgeht. Ebenso ein verantwortungsbewusster Trainer, der an seine Spieler denkt. Es wäre ja auch die Frage gewesen, ob sich die Leute daran halten, wenn es eine Vorlage gegeben hätte vom Verband. Dass man zum Arzt muss, bevor man spielt. Das wären ja auch Eingriffe in ein freiheitliches Leben“, erklärt der Übungsleiter. Angst vor falschem Ehrgeiz von Spielern hat er nicht: „Wir kommunizieren da offen drüber und ich hole mir nach jedem Training eine Rückmeldung von den Spielern. Wenn eine offene Kommunikation zwischen Spieler und Trainer herrscht und immer die Gesundheit im Mittelpunkt steht, dann sollte da nichts passieren.“

Reduziertes Training

Ähnlich äußerte sich auch Joshua von Glahn, Trainer der Oberliga-Damen des FC Geestland, wo alle Spielerinnen vor jedem Training per Schnelltest getestet werden. „Man kann die Spielerinnen oder auch Spieler nicht gleich voll wieder ins Training einbinden. Wir fangen sehr langsam an, weil es ja schon auf den Körper geht. Da startet man mit leichten Trainingsmaßnahmen und wenn Beschwerden auftauchen sollten, muss man direkt zum Arzt“, so der Coach.

So sieht es auch Delmar da Rocha Nunes. „Die Betroffenen müssen langsam rangeführt werden. Sonst kann es nachher passieren, dass ein Spieler umkippt“, mahnt der Coach des Bremen-Ligisten SFL Bremerhaven.

„Im Falle eines Falles würden wir sagen: Junge, lass dich durchchecken und überprüfen, inwieweit da Beeinträchtigungen auf dich zukommen könnten.“ Gunnar Schmidt, FC Hagen/Uthlede

Die Vorsicht steht bei den Vereinen an erster Stelle, denn mittlerweile sind überall bereits Spieler infiziert gewesen. In Eigenverantwortung und mit Augenmaß der Trainer. „Es ist natürlich ein Unterschied, ob ein Spieler Symptome hatte oder nicht. Wir können nicht in die Körper reinschauen und das muss jeder Spieler für sich selbst entscheiden. Im Falle eines Falles würden wir sagen: Junge, lass dich durchchecken und überprüfen, inwieweit da Beeinträchtigungen auf dich zukommen könnten“, erklärt auch Gunnar Schmidt, Sportlicher Leiter des Oberligisten FC Hagen/Uthlede. „Wenn ein Spieler sagt, er war symptomfrei, er hat keine Probleme und geht ins Training, dann gehen wir erst einmal auch davon aus. Aber der Trainer hat natürlich ein extra Auge auf diesen Spieler und wird auch bei der Belastung anders mit ihm umgehen. Wenn jemand einen Bänderriss hatte, kannst du von ihm ja auch nicht alles abverlangen, was andere leisten.“

Der OSC Bremerhaven hat das Glück, dass er im Januar nur einen Coronafall hatte. Der Spieler ist am Anfang der Woche wieder ins Training eingestiegen. „Ich habe im Vorfeld ein Gespräch mit ihm geführt, ob er Beschwerden hat und wie es atemtechnisch aussieht. Und dann steht er im Mannschaftraining unter Beobachtung“, erklärt Trainer Björn Böning. „Anders geht es bei den Amateuren auch gar nicht. Wen sollte ich dafür abstellen? Ich habe einen Co-Trainer, den ich auf dem Platz brauche und zwei Betreuer sowie einen Physiotherapeuten. Wir haben gar nicht die finanziellen Ressourcen wie die Profis, dass ich einen Athletiktrainer für ein dosiertes Aufbautraining bekomme.“


Quelle: Nordsee-Zeitung vom 10.02.2022 verfasst von Mareike Scheer und Lars Brockbalz