shopping-bag 0
Items : 0
Subtotal : 0,00
View Cart Check Out

Wenn Kleinigkeiten entscheiden

FC Hagen zeigt gegen Spitzenreiter Spelle-Venhaus eine tadellose Leistung – belohnt sich beim 1:2 aber nicht

Es bedurfte nicht langer Nachfragen, um herauszufinden, wie sich Fußball-Oberligist FC Hagen/Uthlede im ersten Spiel nach der Ära Carsten Werde präsentiert hatte. Es reichte ein Blick auf den Gegner. Der SC Spelle-Venhaus, seines Zeichens verlustpunktfreier Spitzenreiter, feierte den herbeigesehnten Schlusspfiff von Schiedsrichter Björn Behrens wie eine Erlösung. Dank eines Last-Minute-Treffers hatte sich der hochfavorisierte Klassenprimus mit 2:1 (0:1) an der Blumenstraße durchgesetzt – und feierte diesen Dreier mit einer Euphorie, wie es vorher wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte.

Das zeigte, wie schwer der Tabellenführer für den Dreier hatte schuften müssen. Doch auch die Reaktion der Zuschauer war ein klares Indiz für die Leistung der Grün-Schwarzen. Die Hagener Fans versuchten, ihre Spieler aufzubauen, klopften auf Schultern und spendeten tröstenden Applaus. Keine Frage, die FC-Spieler hatten nach dem überraschenden Rücktritt von Carsten Werde die einzig richtige Reaktion gezeigt. Eine, die definitiv einen Punkt verdient gehabt hätte – mindestens.

Der neue Coach Benjamin Duray hatte nicht viel rotiert, stattdessen den Spielern das Vertrauen geschenkt, die auch zuletzt auf dem Platz gestanden hatten. Und von der ersten Minute an war zu spüren: Irgendwas ist hier heute anders. Natürlich: Leidenschaft und Wille, das hatte man den Hagenern in den wenigsten Spielen der Vergangenheit absprechen können. Und doch kam gegen Spelle-Venhaus, ausgerechnet im Spiel gegen den Spitzenreiter, plötzlich etwas hinzu, was man so lange nicht gespürt hatte an der Blumenstraße. Eine neu Art Mut, eine neue Hoffnung, die ja irgendwie einzig und allein darauf gründete, dass zu Beginn der Woche der Resetknopf gedrückt worden war.

„Das hat heute richtig Bock gebracht auf dem Platz“, brachte es FC-Kapitän Marlo Burdorf nach der Partie auf den Punkt. Besonders die erste Halbzeit dürfte dem Mannschaftsführer bestens gefallen haben. Denn nach einer frühen Gästechance, die Torwart Yannick Becker gegen Sascha Wald stark entschärfte, entwickelten die Hagener sogar fast etwas mehr Offensivdruck als Spelle-Venhaus. Das lag vor allem an der unglaublichen körperlichen Präsenz der Grün-Schwarzen, mit der der Außenseiter dem Tabellenführer immer wieder zusetzte. Das missfiel Gästetrainer Hanjo Vocks derart, dass er bereits nach 20 Minuten seine komplette Bank zum Warmmachen schickte. Zu diesem Zeitpunkt führten die Hausherren bereits mit 1:0.

Der ballsichere Axel France zog über links in den Sechzehner, tankte sich gegen seinen Gegenspieler durch und brachte das Leder flach in die Mitte, wo André Stüßel den Ball nach einem missglückten Abwehrversuch des Gegners über die Linie drückte. Der Jubel war riesig, ebenso wie der läuferische Aufwand, den die Hagener auch in der Folgezeit investierten. So wurde es ein Spiel auf Augenhöhe. Yannick Bremser verpasste eine Reingabe von Kilian Tienken, auf der anderen Seite klärte Becker nach einem schlimmen Fehlpass des ansonsten stark spielenden Lewis Stroth gegen Torben Stegmann. Viel mehr passierte in der ersten Halbzeit nicht mehr.

Nach Wiederanpfiff hatten die Hagener die erste hochkarätige Chance, als Burdorf nach einem klasse Diagonalball von Christoph Müller auf France durchsteckte und der Flügelstürmer knapp drüberzog (55.). Bei den Duray-Mannen schwanden nun langsam die Kräfte, vielleicht war das der Grund, warum Lewis Stroth die Flanke auf Torschütze Christoph Ahrens nicht verhindern konnte. In der Mitte leistete der eingewechselte Fabio Hausmann dann aber viel zu wenig Gegenwehr im Kopfballspiel – eine dieser Kleinigkeiten, die Benjamin Duray hinterher ansprach. 

Genauso war es auch vor dem 1:2 von Patrick Siemer in der 89. Minute: Sören Wegner ließ Ahrens flanken, in der Mitte ließen Tarek Elmali und Fabio Hausmann Siemer ein bisschen zu viel Raum, schon war es geschehen. Christoph Müller hatte in der fünfminütigen Nachspielzeit mit einem Kopfball noch die große Ausgleichschance. Mehrere Hagener Spieler reklamierten auf Tor, doch der Schiedsrichter hatte den Ball nicht hinter der Linie gesehen. So blieb es am Ende bei viel Lob für eine tadellos Leistung – der verdiente Lohn aber blieb aus.


Quelle: Weser-Kurier vom 12.10.2020 verfasst von Tobias Dohr