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Jugend forscht beim FCH

Oberligist Hagen/Uthlede will die prominenten Abgänge vor allem mit jungen Akteuren auffangen

Die Fußstapfen, in die es zu treten gilt, sind riesig. Allen voran die, die von Thomas Wischhusen und Erik Köhler hinterlassen werden. Keine Frage: Fußball-Oberligist FC Hagen/Uthlede muss sich nach den Abgängen von Wischhusen und Köhler, aber auch von Berendt Knoop und Marc Holler ein Stück weit neu erfinden. Das will der Verein aber auch in diesem Jahr auf genau die Art und Weise machen, die er bereits seit vielen Jahren erfolgreich anwendet. Es werden keine fertigen und teuren Spieler verpflichtet, stattdessen gibt Trainer Carsten Werde der Jugend eine Chance – in diesem Sommer noch etwas mehr als in früheren Jahren.

Jetzt präsentierte der Verein seine insgesamt acht Neuzugänge. Darunter befinden sich nur zwei „echte“ Herrenspieler. Alle anderen wechseln aus der A-Jugend in den Erwachsenenbereich und spielen in der Saison 2020/2021 ihre erste richtige Spielzeit bei den Herren. Für Carsten Werde ist die neue „Jugend forscht“-Abteilung in Grün-Schwarz überhaupt kein Problem. Ganz im Gegenteil. Der Coach erinnert sich nur zu gut an die Landesliga-Meistersaison 2017/2018 zurück: „Da haben wir auch schon ganz bewusst junge Leute dazu geholt und denen das Vertrauen geschenkt.“ Einer davon war damals übrigens ein erst 19 Jahre junger Nachwuchsstürmer namens Erik Köhler – der nun bekanntermaßen in die Regionalliga zum FC Oberneuland wechselt.

Die ersten Trainingseinheiten mit den neuen Spielern haben Carsten Werde zudem sehr gut gefallen: „Stand jetzt kann ich sagen, dass die Jungs charakterlich alle richtig gut bei uns reinpassen und dem Fußball auch genau den Stellenwert beimessen, den er in der Oberliga haben muss“, sagt der FC-Trainer. Jetzt gehe es darum, die Neu-Hagener auf das sportliche Niveau der Oberliga zu hieven.

Mika Kroschel

Der 19 Jahre alte Innenverteidiger war heiß umworben, hatte aber schon im Februar Einigkeit mit den Hagenern erzielt und wollte unbedingt an die Blumenstraße wechseln. Kroschel ist ein gebürtiger Borgfelder, der aber in den Spielzeiten 2017/2018 und 2018/2019 für Eintracht Braunschweig auflief. Und dort nicht irgendwo, sondern in der B-Jugend-Bundesliga und A-Jugend-Regionalliga. „Man sieht bei Mika, dass er eine Top-Ausbildung genossen hat“, sagt Carsten Werde. Im vergangenen Sommer wechselte Kroschel dann zurück zum SC Borgfeld, wo er noch als A-Junior gleich 14 Mal bei den Herren in der Bremen-Liga-Mannschaft zum Einsatz kam.

Ylbes Halimi

Das Eigengewächs, das diverse Jugendteams des JFV Staleke durchlaufen hat, trainiert schon seit einem halben Jahr regelmäßig bei der Oberliga-Mannschaft mit und wurde bereits einmal eingewechselt. Nun soll der zentrale Mittelfeldspieler endgültig den Sprung in den Herrenbereich schaffen. Das traut Werde seinem Schützling absolut zu: „Ylbes hat einen guten Torabschluss und ist schnell im Kopf. Aber er muss sein Phlegma ablegen und daran arbeiten, 90 Minuten voll konzentriert auf dem Platz zu stehen.“

Luca Dosse

Wie sehr der junge Stürmer bereit ist, viel für den Fußball zu investieren, macht der Blick in die Vergangenheit deutlich. Denn Dosse spielte die letzten Jahre beim JFV Ahlerstedt/Ottendorf/Heeslingen – und das, obwohl er in Basdahl wohnt und somit einen weiten Anfahrtsweg hatte. Nun wagt der Angreifer den Sprung in die Herren-Oberliga. Sein zukünftiger Trainer hat in den bisherigen Trainingseinheiten vor allem eines bereits erkannt: „Luca ist ein Schlitzohr, der oft richtig steht und einen guten Instinkt hat.“ Allerdings müsse sich Dosse nun an das höhere Tempo und die Körperlichkeit der Oberliga gewöhnen.

Tarik Elmali

Der Mittelfeldspieler lief zuletzt ein halbes Jahr für den JFV Rehden auf, spielte davor aber einige Jahre für den SC Borgfeld, wo er unter anderem zuletzt auch Kapitän der A-Jugend war. Gegen Ende der vergangenen Hinrunde feierte Elmali bereits sein Debüt bei den Borgfelder Herren in der Bremen-Liga. „Tarik ist vor allem technisch beschlagen und extrem lernwillig, so wie das bei einem 18-Jährigen sein muss. Jetzt muss er vor allem in der Zweikampfführung robuster werden“, weiß Carsten Werde.

Timo Stüßel

Der Nachname Stüßel ist in Hagen bestens bekannt. André Stüßel ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der ersten Herren – nun folgt ihm sein zwölf Jahre jüngerer Bruder in den Oberligakader. Am morgigen Freitag wird Timo Stüßel, der genau wie sein Bruder Stürmer ist, 19 Jahre alt. Zuletzt kickte er für den JFV Nordwest in der A-Jugend-Regionalliga. Auch in der B- und C-Jugend war Timo Stüßel in der Regionalliga aktiv, allerdings für den JFV Bremerhaven. „Timo ist sehr antrittsstark und sucht immer den Abschluss“, hat Carsten Werde bereits festgestellt.

Kilian Tienken

Der 19-Jährige ist ein echtes Kind der Gemeinde Hagen, kommt aus Driftsethe. Folgerichtig spielte Tienken in der Jugend für den JFV Staleke, ehe er – noch als A-Junior – seine ersten Erfahrungen im Herrenbereich bei der SG Wittstedt/Driftsethe/Bramstedt sammelte. In der abgebrochenen Corona-Spielzeit lief Tienken dann für die zweite Mannschaft des FC Hagen/Uthlede in der Kreisliga Cuxhaven auf, erzielte dort als Mittelfeldspieler sieben Tore bei 14 Einsätzen. „Bei Kilian hat es schon früh Signale gegeben, dass da einer ist, der durchaus auch höher spielen könnte“, sagt Werde.

Sören Wegner

Mit erst 25 Jahren ist Wegner bereits der „Oldie“ unter den FC-Neuzugängen. Der Mittelfeldspieler lief vier Jahre für den TSV Stotel in der Kreis- und Bezirksliga auf, ehe er für drei Spielzeiten zum Bezirksligisten SG Stinstedt wechselte. Nun stellt sich der schnelle Offensivmann der Herausforderung in der fünften Liga, in der es für den Linksfuß Wegner vor allem darum gehen dürfte, die entsprechende Körperlichkeit anzunehmen.

Moritz Hannemann

Mit Hannemann hat Carsten Werde einen Akteur dazubekommen, den er selbst als „Wunschspieler“ bezeichnet. Der zentrale Mittelfeldspieler gehörte bei Bremen-Ligist Blumenthaler SV seit drei Spielzeiten zum Stammpersonal, sammelte zuvor Erfahrungen in der A- und B-Jugend-Regionalliga (TuS Komet Arsten, JFV Nordwest). Werde beschreibt Hannemann als „Ballmagnet und richtig starken Übergangsspieler, der allerdings noch stärker an der Balleroberung arbeiten muss.“

25 Akteure haben die Hagener nun auf ihrer Kaderliste stehen, wobei da allerdings auch mit Christoph Müller und Jöran Korf zwei Langzeitverletzte dabei sind. „Deshalb“, so sagt Carsten Werde, „würden wir gerne noch einen Offensivspieler und einen Innenverteidiger mit dazunehmen.“ Höherklassige Erfahrung im Herrenbereich sei diesbezüglich übrigens keinesfalls ein Ausschlusskriterium, wie Werde schmunzelnd feststellt: „Fairerweise muss man sagen, dass uns noch etwas mehr Erfahrung nicht schlecht zu Gesicht stehen würde.“ Auf der anderen Seite weist der Hagener Coach in diesem Zusammenhang auch auf zwei Akteure hin, die genau diese Attribute erfüllen – und sich fast wie Neuzugänge anfühlen: „Kai Diesing und Axel France sind wieder voll im Training.“ Die Hagener „Jugend forscht“-Abteilung hat also eine überaus erfahrene Leitung, die nun das Anlernen und Ausbilden übernehmen kann.

Zweigeteilte Oberliga wird immer wahrscheinlicher

Bisher war es nur ein Gerücht, jetzt hat Jürgen Stebani, Vorsitzender des Spielausschusses, dem Gerücht ziemlich viel Nahrung gegeben. So bestätigte Stebani auf Anfrage, dass die Oberliga Niedersachsen in der kommenden Saison 2020/2021 geteilt werden soll. Konkret würde die 20er-Liga in zwei Zehner-Staffeln mit Hinund Rückrunde oder auch nur einfacher Runde aufgeteilt werden. Je nachdem, wann gestartet werden kann. Die ersten Fünf gehen danach in eine Aufstiegs-, die letzten Fünf in eine Abstiegsrunde. Die Teilung wird aller Voraussicht nach unter geografischen Gesichtspunkten erfolgen. Nordwestlich könnte eine Staffel aus den Bezirken Weser-Ems und Lüneburg mit Kickers Emden, Heeslinger SC, Rotenburger SV, TB Uphusen, VfL Oldenburg, TuS Bersenbrück, SC Spelle-Venhaus, Blau-Weiß Lohne, Eintracht Celle und natürlich dem FC Hagen/Uthlede entstehen.

Hagens Trainer Carsten Werde befürwortet eine solche Regelung – und hat sich für den Fall der Fälle bereits ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: „Wir wollen es dann auch in die Aufstiegsrunde schaffen, was bei zehn Teams sicherlich nicht unmöglich ist.“


Quelle: Weser-Kurier vom 02.07.2020 verfasst von Tobias Dohr