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„Es ist ein gesunder Aufstieg“

Erfolgstrainer Carsten Werde über die Entwicklung des FC Hagen/Uthlede und die Pläne für die Zukunft

Herr Werde, wie viele Stunden Schlaf haben Sie bekommen über die Pfingstfeiertage?

Carsten Werde: Das waren tatsächlich deutlich mehr, als man hätte befürchten können. In der Nacht von Samstag auf Sonntag waren es nur dreieinhalb oder vier, aber von Sonntag auf Montag schon wieder ganz normal. Und Dienstag musste ich wieder zur Arbeit, insofern lief der Montagabend auch recht gesittet ab.

Der Fußball-Gott muss derzeit großer Anhänger des FC Hagen/Uthlede sein. Ein besseres Drehbuch hätte man sich aus Ihrer Sicht doch für Pfingsten nicht wünschen können, oder?

Irgendwie scheinen die ganzen Spielverlegungen das Ziel gehabt zu haben, dass wir ausgerechnet am Pfingstsamstag durch sind. Die vergangenen Wochen und Monate waren extrem anspruchsvoll, für alle Vereine. Aber klar ist auch: Es wäre wohl nur noch ein klein bisschen schöner gewesen, am Samstag in Hagen Meister zu werden. Aber in Emmendorf Meister zu werden, bei diesem sympathischen Klub mit dieser tollen Kulisse, das war schon großartig.

Welcher Moment wird bei Ihnen am ehesten hängen bleiben von diesen verrückten 72 Stunden an Pfingsten?

(überlegt) Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber der schönste Moment war tatsächlich der Spaziergang am Pfingstmontag mit meiner Frau Nadine und Sohn Hannes. Das war mein persönlicher Moment des Genießens, des Realisierens. Klar, wenn man im Feiermodus ist, dann ist das fantastisch. Aber dieser Spaziergang am Montagmorgen war ganz besonders schön.

Sie sind mit 30 Jahren im besten Fußballeralter. Hätten Sie diese Momente nicht gerne auch als Spieler miterlebt?

Das wurde ich am vergangenen Wochenende tatsächlich auch schon gefragt. Der einzige Unterschied ist ja eigentlich, dass man als Spieler noch ein bisschen intensiver und heftiger feiert. Letztlich ist es mir vollkommen egal, wichtig ist nur, dass wir diesen Moment mit so vielen langjährigen Weggefährten überhaupt erreicht haben und gemeinsam genießen konnten.

Mit einigen aus der aktuellen Mannschaft haben Sie selbst noch zusammengespielt. Kann man da überhaupt komplett den Wechsel vom Spieler zum Trainer vollziehen?

Ja, absolut. Diesen Schritt habe ich gedanklich komplett vollzogen. Und ich bin mir sicher, dass auch meine Spieler das ganz genauso empfinden. Letztlich ist es ja sogar ein Gewinn für einen Trainer. Man kann gewisse Gespräche anders angehen, weiß, wie Spieler ticken und wie man mit ihnen reden kann oder muss.

Wie ist das bei den Feiern? Sind Sie da mittendrin, oder halten Sie sich dabei eher etwas am Rande auf?

Nein, da bin ich schon mittendrin dabei. Vielleicht nicht ganz so heftig wie ein paar andere Jungs, aber das ist normal. Ich verabschiede mich dann halt etwas früher als der harte Kern. In der Nacht von Montag auf Dienstag wurden beispielsweise noch um 4 Uhr nachts Fotos in unserer WhatsApp-Gruppe gepostet aus irgendwelchen Kneipen. Da lag ich aber längst im Bett.

Zurück zum Sportlichen: Ihre Vorgänger Gunnar Schmidt und Max Klimmek waren lange Zeit auch auf einem guten Weg zum Titelgewinn. Was war in diesem Jahr anders?

Der entscheidende Punkt war ganz klar die Fokussierung auf das Ziel. Wir haben vom ersten Spieltag an gesagt, dass wir Meister werden wollen. Das haben wir auch nach außen ganz deutlich so kommuniziert. Das war in den Vorjahren anders. Da war uns zwar auch klar, dass wir eine gute Rolle spielen können, aber das übergeordnete Ziel war nicht so klar ausformuliert. Zum anderen konnten wir in diesem Jahr den Ausfall von Leistungsträgern, gerade auch in den anstrengenden letzten Wochen, deutlich besser kompensieren.

Vor fünf Jahren hat der FC Hagen/Uthlede noch in der Bezirksliga gespielt. Im letzten Spiel der Saison 2012/2013 beim TSV Apensen standen Yannick Becker, Marlo Burdorf, Kai Diesing, André Stüßel, Tjark Seidenberg und mit der Rückennummer zwei ein gewisser Carsten Werde im Kader. Hätten Sie es damals für möglich gehalten, dass der Kern der damaligen Mannschaft fünf Jahre später in die Oberliga aufsteigt?

Uns war ja durchaus damals schon bewusst, dass wir da eine tolle Truppe zusammenhaben. Eine, die ihren Zenit noch lange nicht erreicht hat. Im Prinzip kommen die meisten bei uns ja jetzt erst ins beste Fußballeralter. Zudem hat der Verein auf der Führungsebene in den vergangenen Jahren einfach sehr, sehr viele gute Entscheidungen getroffen.

Die Entwicklung ist jedenfalls beachtlich, oder?

Ja, wobei ich das gar nicht so empfinde, dass das beim FC Hagen/Uthlede jetzt so eine rasante und schnelle Entwicklung war, wenn man das vergleicht mit anderen Klubs, bei denen richtig was reingepumpt wird, um möglichst schnell maximalen Erfolg zu haben. Ich würde deshalb auch ganz eindeutig von einem gesunden Aufstieg sprechen. Hier wurden keine wilden Sachen gemacht, und wir werden auch jetzt keine wilden Sachen machen im Verein.

Wie werden Sie denn die Oberliga angehen? Der SV Bornreihe hat es vor zwei Jahren von Anfang an als ein großes Abenteuer tituliert. Sie auch?

Es ist eine tolle Herausforderung. Wir werden nicht so an die Sache herangehen, dass wir sagen: Wir wollen auf keinen Fall Letzter werden. Wir wollen viel mehr das Maximum herausholen. Und ein solches Maximum muss dann am Ende gar nicht mal Platz zwölf und der Klassenerhalt sein. Wichtig ist, dass wir unser Pfund, nämlich dass wir so eingespielt sind, zur Geltung bringen. Und das wird definitiv ein großer Vorteil sein.

Das Beispiel Bornreihe ist rückblickend betrachtet eher abschreckend und ein krasses Negativbeispiel für ambitionierte Landesligisten. Was lässt Sie hoffen, dass es bei Ihnen besser laufen wird?

Es ist einfach eine andere Ausgangslage. Wir sind komplett gesund in diese Sache reingewachsen. Wir werden den Kader bis auf wenige Ausnahmen komplett zusammenhalten. Und wir werden, wie in der Vergangenheit auch, unseren Weg fortsetzen und versuchen, junge und hungrige Talente von unserem Verein zu überzeugen. Das ist am Ende deutlich entscheidender als sich von extern erfahrene Leistungsträger zu holen.

Gibt es denn diese jungen, talentierten Spieler überhaupt?

Wir sind da in Gesprächen. Und wir haben zuletzt immer gute Erfahrungen mit solchen Spielern gemacht. Aber klar ist auch, dass diese jungen Spieler unseren Weg auch mitgehen müssen.

Wie wird sich der Kader sonst verändern? Björn Kohlstedt hört auf?

Das stimmt. Björn wird sich der SG Stinstedt anschließen. Zudem werden uns Michel Klimmek und Hannes Frerichs verlassen. Mit Jascha Stern haben wir einen Neuzugang ja bereits präsentiert, darüber hinaus sind wir, wie gesagt, in Gesprächen mit weiteren Spielern.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an die Oberliga Niedersachsen denken?

Auf den sportlichen Anreiz. Für einen niedersächsischen Amateurfußballer ist es das allergrößte, in dieser Liga zu spielen. Es ist die beste Liga, ich freue mich enorm darauf, andere Vereine, Spieler und Trainer kennenzulernen und zu sehen, wie die so arbeiten und diese Liga angehen. Es ist ein absoluter Höhepunkt, einmal in dieser Liga aktiv zu sein, und wir wollen diese tolle Herausforderung annehmen, sie aber natürlich auch entsprechend genießen.

Das Interview führte Tobias Dohr.

Carsten Werde ist seit März 2017 Trainer des Fußball-Landesligisten FC Hagen/Uthlede. Er übernahm das Amt während der vorangegangenen Saison vom freiwillig zurückgetretenen Max Klimmek, unter dem Werde als Co-Trainer fungierte. Diesen Posten hatte der 30-Jährige auch schon ein Jahr unter Gunnar Schmidt inne. Werde hat die Trainer-B-Lizenz und arbeitet im Projektmanagement bei der AOK Bremen. Er ist verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn.


Quelle: Weser-Kurier vom 24.05.2018 verfasst von Tobias Dohr