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Kollektive Passivität

Oberligist FC Hagen/Uthlede liefert beim 0:4 gegen den Heeslinger SC eine bedenkliche Leistung ab

Es hatte etwas von einem Akt des Mitleids, als Schiedsrichter Jannik Weinkauf überpünktlich nach exakt 90 Minuten die Oberliga-Partie zwischen dem FC Hagen/Uthlede und dem Heeslinger SC beendete. 4:0 stand es zu diesem Zeitpunkt, wobei der Sieg der Gäste im Prinzip seit langer Zeit feststand. Weinkauf hätte aufgrund einer mehrminütigen Verletzungsunterbrechung allerdings durchaus Grund gehabt, die Partie um fünf oder sogar sechs Minuten zu verlängern – doch Protest gab es keinen ob des pünktlichen Schlusspfiffs.

Denn die Spieler in den grün-schwarzen Trikots, sie wussten nur zu genau, dass dieser Pfiff einer Erlösung gleich kaum. Zu schmerzhaft waren den Hagenern in den 90 Minuten zuvor die eigenen Grenzen aufgezeigt worden. Zu chancenlos war das Team von Trainer Carsten Werde gewesen, da hätte eine Beschwerde wegen der unterlassenen Nachspielzeit eher lächerlich angemutet. So standen die Oberliga-Kicker des FC also wieder einmal mit leeren Händen da. Zwei Punktspiele, 0:7 Tore lautet die aktuelle Zwischenbilanz. Eine Bilanz, die durchaus Grund zur Sorge gibt. Denn von einem eigenen Torerfolg waren die Hagener, die nun bereits im sechsten Spiel in Folge ohne Treffer geblieben sind, auch gegen Heeslingen weit entfernt.

Wie durch Slalomstangen

Bereits nach 50 Sekunden war zu erkennen, dass gegen diesen Heeslinger SC wohl nichts gehen würde. So lange hatte es nämlich nur gedauert, da tanzte Dragan Muharemi durch die beiden Hagener Fabio Hausmann und Mika Kroschel wie durch Slalomstangen hindurch und fand in der Mitte den völlig freistehenden Kevin Rehling, der aus Kurzdistanz nur noch einzuschieben brauchte. Zwar hatten die Grün-Schwarzen danach drei Ecken in drei Minuten, doch genau wie bei den Defensivstandards überzeugten die Hausherren auch im gegnerischen Strafraum lediglich durch kollektive Passivität.

Finn-Niklas Klaus versuchte in vorderster Front zwar immer wieder Alarm zu machen und lief die gegnerische Kette früh an, doch der FC-Stürmer war dabei viel zu oft auf sich allein gestellt. Die Heeslinger hingegen zeigten sich als sehr ballsicher und deutlich temporeicher in den Eins-zu-eins-Situationen. Besonders der junge Kilian-Lasse Tienken bekam vom wieselflinken Niklas Golke so manch Knoten in die Beine gespielt. Die Hagener versuchten die Qualitätsunterschiede durch (noch) höheren Körpereinsatz wettzumachen. André Stüßel sah Gelb, ebenso Mika Kroschel und auch Co-Trainer Tjark Seidenberg, der lautstark an der Seitenlinie mitmischte, bekamen von Schiedsrichter Weinkauf den Gelben Karton vor die Nase gehalten. Und wenige Minuten später war es dann passiert. Mika Kroschel ging ins Laufduell mit Jan-Ove Edeling, beide zogen etwas und plötzlich zückte Weinkauf die Gelb-Rote Karte gegen Kroschel.

Das wiederum brachte Carsten Werde kurzzeitig komplett aus der Fassung. Und der Frust des Hagener Coaches war nachvollziehbar. Selbst wenn man Kroschels Einsteigen als Foul werten wollte – ein gelbwürdiges Vergehen war es auf keinen Fall. So war die Partie im Prinzip in dieser 40. Minute entschieden. Die Hagener stellten zur Pause zwar noch mal um, letztlich ging es aber früh nur noch darum, sich vernünftig aus der Affäre zu ziehen. Doch auch das gelang nach den beiden Treffern von Edeling (52./62.) und dem Treffer von Golke (72.) nicht wirklich. 

Zu sehr offenbarten die Heeslinger mit ihrem temporeichen Spiel die derzeitigen Schwächen im Hagener Spiel. Am Ende brachte auch das Comeback von Christoph Müller keine Besserung. Stattdessen musste Linksverteidiger Mirko Franke sogar noch verletzt das Feld verlassen. Eine richtige eigene Torchance hatten die Hausherren übrigens nicht. Wie gesagt: Am Ende konnten einem die Hagener nur noch leidtun – was der Schiedsrichter offenbar ganz ähnlich sah.

FC Hagen/Uthlede: Becker – Hausmann (83. Elmali), Kroschel, Taha, Franke (59. Denkgelen), Burdorf, Hannemann (59. Stroth), Tienken, Wegner, Klaus, A. Stüßel (46. Müller)

Heeslinger SC: Exner – Janssen, Warnke, Balzer (52. Heinbockel), Martens, Muharemi (80. Köhnken), Gerken (65. Sobolewski), Golke, Rehling, Dähnenkamp, Edeling (73. Kraßmann)

Tore: 0:1 Kevin Rehling (1.), 0:2 Jan-Ove Edeling (52.), 0:3 Jan-Ove Edeling (62.), 0:4 Niklas Golke (74.)


Quelle: Weser-Kurier vom 21.09.2020 verfasst von Tobias Dohr