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„Jedem ist klar, dass wir nicht wieder 72 Punkte holen“

Nach dem Aufstieg fiebern beim FC Hagen/Uthlede alle dem Abenteuer Oberliga entgegen. Im Gespräch mit Christian Heinig verrät Erfolgstrainer Carsten Werde, mit welchem Spiel-Stil man in der neuen Liga bestehen will, ob es wieder ein Punkte-Ritual wie mit der Apfelkiste geben wird und wer sein WM-Favorit ist.

Die Saison ist rum, Ihre Spieler haben fußballfrei – Trainer Carsten Werde auch?
Ehrlicherweise vergeht kein Tag, an dem ich nicht mindestens ein paar Minuten oder Stunden mit dem Gedanken beim Fußball bin und überlege, was noch alles zu tun ist.

Was ist denn aktuell zu tun?
Es geht vor allem um die inhaltliche Planung der Sommervorbereitung und natürlich auch um die Kaderplanung.

Wann startet Hagen/Uthlede denn die Vorbereitung auf das Abenteuer Oberliga?
Wir starten am 3. Juli. Dann wird alles darauf ausgerichtet sein, dass wir zum ersten Spieltag am 12. August fit und gut vorbereitet sind.

Wird denn am 3. Juli auch die komplette Mannschaft am Start sein?
Wenn die Jungs clever sind, haben Sie ihre Urlaubsplanung darauf abgestimmt. Ich gehe aber schon davon aus, dass wir dann mit 95 bis 98 Prozent des Kaders starten können. Und das ist auch eine wichtige Voraussetzung, um auf dem Niveau Fußball zu spielen. In physischer und taktischer Hinsicht wird hier die notwendige Basis gelegt.

Wichtig werden sicher auch die Testspiele sein. Welche haben Sie geplant?
Das Testspielprogramm steht und ist umfangreich. Es geht gegen die Bremen-Ligisten Schwachhausen und ESC, gegen Oberligist Heeslingen und Landesligist Ahlerstedt. Außerdem sind wir bei Turnieren in Bornreihe, Löhnhorst und in Hamburg, beim FC Süderelbe, dabei.

Was die Kaderplanung angeht, steht als Neuzugang bisher nur Jascha Stern fest, der aus Bornreihe kommt. Gibt es inzwischen schon weitere Namen, die spruchreif sind?
Es gibt da noch keine Neuigkeiten, die wir schon verkünden können. Die Zusagen der Spieler sind da, aber es müssen noch Gespräche mit dem abgebenden Verein geführt werden.

Die Oberliga ist nicht nur für die Spieler eine neue Herausforderung, sondern natürlich auch für Sie als Coach. Wie gehen Sie das an?
Jetzt im Juni werde ich mir vor allem Videos der anderen Teams anschauen, um zu sehen, wie in der Oberliga Fußball gespielt wird. Und um zu sehen, wie wir dort unsere mannschaftlichen
Stärken zur Geltung bringen können. Neben den individuellen Fähigkeiten unserer Spieler ist das der Ansatzpunkt für die Trainings- und Testspielgestaltung.

Wie wollen Sie spielen lassen?
Basis ist, dass wir maximal geschlossen auftreten. Defensiv wie offensiv. Darauf aufbauend wollen wir insbesondere unsere Stärken in der Offensive weiter zur Geltung bringen.

Gibt es ein paar Duelle, auf die Sie sich schon jetzt besonders freuen?
Zu allererst sind das natürlich die Heimspiele gegen die Vereine, die hier eher in der Nachbarschaft liegen: der Heeslinger SC, ATLAS Delmenhorst und auch der TB Uphusen. Generell gilt: Wir dürfen die besten Amateurvereine Niedersachsens an der Blumenstraße begrüßen. Da wird jedes Heimspiel vor unseren zahlreichen Zuschauern ein Highlight.

Hagen hat in der Landesliga eine Wahnsinnssaison gespielt, in 30 Spielen ging man nur zweimal als Verlierer vom Platz. In der Oberliga wird das sicher anders. Können die Spieler denn noch mit Niederlagen umgehen?
Ich glaube, jedem wird bewusst sein, dass wir nicht wieder mit einem Punkteschnitt von 2,4 und 72 Punkten aus dieser Saison am Ende rausgehen werden. Die große Stärke, die uns letzte Saison und auch die Jahre davor schon ausgezeichnet hat, ist die Geschlossenheit. Vor dem Spiel, nach dem Spiel und vor allem auf dem Platz. Und genau aus dieser Stärke ziehen wir unsere Kraft. Und natürlich wird auch mal eine Phase kommen, in der man zwei Spiele in Folge verliert, was wir schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan haben. Aber das Entscheidende ist, dass wir aus diesen Niederlagen dann die richtigen Schlüsse ziehen und aus ihnen lernen.

Auf jeden Fall soll die Oberliga für den FC H/U keine Eintagsfliege bleiben, richtig?
Auf keinen Fall.

Das heißt, Sie wollen sich dort auf lange Sicht etablieren?
So ist es, das ist unser Ziel.

Gibt es auch Gedankenspiele, eines Tages in Richtung Regionalliga zu schielen?
(lacht) Nein, die gibt es in keinster Weise. Das Ziel ist, uns die nächsten zwei, drei Jahre in der Oberliga zu etablieren. Wenn wir das geschafft haben, dann haben wir was ganz Tolles geleistet. Den ersten Schritt dazu können wir jetzt in der ersten Saison tun.

Durch die Meistersaison in der Landesliga hatte Sie stets eine Kiste mit Deko-Äpfeln begleitet. Für jeden Punkt gab es einen Apfel. Was hatte es damit eigentlich auf sich?
Die Idee dazu ist mir in einem lichten Moment gekommen. Ich habe mir vor der Saison die Frage gestellt: Wie können wir ein Bewusstsein schaffen und es verbildlichen, dass jeder Punktgewinn – egal, wie schmutzig oder wie schön – uns unserem großen Ziel näherbringt, also dem Titel und dem Aufstieg? Bei der Frage kam mir dann die Idee mit den Äpfeln. Ich hatte vorher unseren Kapitän Marlo Burdorf gefragt, welches Obst er lieber mag: Kirschen, Birnen oder Äpfel. Er hat sich glücklicherweise für Äpfel entschieden, die konnte ich direkt im Internet bestellen. Und das war dann die Geschichte, die uns die Saison über begleitet hat und die wir auch zelebriert haben. Für jeden Punkt gab es einen Apfel. Und am Ende hatten wir zwei Kisten voll.

Und nächste Saison in der Oberliga gibt es das Gleiche mit Kirschen?
(lacht) Geschichten sollte man eigentlich nicht wiederholen. Vielleicht gibt es auch wieder so eine Sache. Manchmal kommen mir in komischen Situationen gute Gedanken.

Im Urlaub vielleicht, oder gönnen Sie sich gar keine Auszeit in diesem Sommer?
Doch, doch. Ende Juni, wenn dann hoffentlich auch die Kaderplanung weitestgehend abgeschlossen ist, dann geht es mit der Familie und Freunden noch mal eine Woche nach Dänemark. Wir werden grillen, im Meer baden und natürlich Fußball schauen.

Fiebern Sie der WM schon entgegen oder ist das für Sie vor allem taktisch interessant?
Wenn Deutschland spielt, schaue ich das schon als Fan. Dann bin ich auch viel zu mitfiebernd unterwegs, als dass ich mir dann auch noch über Taktik Gedanken machen kann. Aber sonst sind Taktik-Aspekte schon interessant. Gerade wenn man selbst Ideen hat, in welcher Formation man spielen will. Dann schaut man, wie das die Teams auf diesem Top-Niveau machen.

Was trauen Sie den Deutschen zu?
Ich bin da zwiegespalten. Man kann schon etwas Angst haben, dass der ein oder andere von den neun Leuten, die 2014 die WM gewonnen haben, in ein gedankliches Loch gefallen ist.  Andererseits hat Jogi Löw es bislang immer geschafft, die Mannschaft bei Turnieren auf Top-Niveau zu bringen, von daher ist das Halbfinale schon drin.

Wer wird Weltmeister?
Ich glaube, dass der Titel diesmal über Frankreich laufen wird.


Quelle: Nordsee-Zeitung vom 09.06.2018 verfasst von Christian Heinig