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Tore, Karten, Emotionen

Ein Fußball-Leckerbissen war die Landesliga-Partie zwischen dem FC Hagen/Uthlede und dem SV Komet Pennigbüttel zwar nicht, dennoch bot der letztlich verdiente 5:1-Sieg der Hagener all das, was ein Derby ausmacht. So bekamen die knapp 250 Zuschauer, die dem Wetter am Freitagabend an der Blumenstraße trotzten, neben sechs Toren auch zwei Platzverweise und jede Menge Emotionen auf und neben dem Platz zu sehen.

Gerade in der ersten Halbzeit zeigten sich die Gäste dabei als der erwartet unangenehme Gegner, agierten kompakt und ließen gegen weitgehend ideenlose Hausherren wenig Chancen zu. So waren es auch die „Kometen“, die nach einer Unachtsamkeit vom ansonsten souveränen Christoph Müller beinahe zur ersten Gelegenheit gekommen wären – Nico Eden klärte aber im letzten Moment (10). Praktisch mit der ersten gefährlichen Aktion ging der Favorit dann aber in Führung: Nach einer Ecke von Kai Diesing köpfte Berendt Knoop völlig freistehend ein (14.).

Zwar musste sich der Tabellenletzte kurz schütteln und hatte Glück, dass der durchgestartete Dähnenkamp nur 60 Sekunden später an Philip Böttjer scheiterte, dennoch fand das Jaskosch-Team schnell zurück in die Partie. Vier Minuten nach dem Rückstand trat Marvin Eberhards aus fast 30 Metern zum Freistoß an und zirkelte das Leder gefühlvoll ins Tor. Hagens Schlussmann Eden sah bei dem nicht wirklich harten Schuss sehr unglücklich aus. In der Folgezeit entwickelte sich eine zweikampfbetonte Partie, in der die Hagener zwar mehr Spielanteile hatten, aber nur selten gefährlich vor das Tor kamen.

„Gerade mit der ersten Halbzeit bin ich nicht wirklich zufrieden. Da haben wir zu wenig Fußball gespielt“, zeigte sich auch Hagens Trainer Max Klimmek wenig angetan vom Auftritt seines Teams im ersten Abschnitt. Zur erneuten Führung brauchte es daher auch die Mithilfe der „Kometen“-Defensive: Nachdem Mirko Franke auf der linken Seite nicht gestört wurde, beförderte Jens Wöltjen die scharfe Hereingabe unglücklich ins eigene Tor (24.).

Kurz vor dem Seitenwechsel kam es dann zum großen Aufreger – und wohl auch der Schlüsselszene des Spiels: André Stüßel hielt nach einem Zweikampf Amed Fadika fest und wurde von diesem mit dem Ellbogen getroffen. Statt einer Gelben Karte entschied der ansonsten umsichtige Schiedsrichter Hassan Harb zu hart und schickte Fadika sofort vom Platz. Das brachte Malte Jaskosch völlig aus der Fassung. Der Pennigbütteler Coach musste von seinem Betreuerstab regelrecht zurückgehalten werden.

„Ich habe die Szene gar nicht gesehen, aber wie sich die Bank der Gäste da verhalten hat, lasse ich besser unkommentiert“, sagte Max Klimmek zu den minutenlangen Tumulten. Auch Jaskosch wollte sich nach dem Spiel nicht zur Szene äußern, zeigte sich aber als guter Verlierer: „Letztendlich waren acht schwache Minuten nach der Halbzeit ausschlaggebend. Da haben wir Lehrgeld bezahlt, und eine Topmannschaft wie Hagen nutzt sowas eiskalt aus.“

In den besagten acht Minuten nach Wiederanpfiff erzielte der schwungvoll aus der Kabine kommende Favorit gegen konfuse Gäste drei Treffer und entschied so die Partie: Zunächst war es der überragende Kai Diesing, der nach Zuspiel von Justin Dähnenkamp nur noch einzuschieben brauchte (49.). Sechs Minuten später dribbelte sich Diesing dann durch die halbe Abwehr, legte den Ball zurück, und FCH-Kapitän Axel France beschenkte sich am Vorabend seines Geburtstages mit einem präzisen Flachschuss vorzeitig. Hagen hielt den Druck weiter hoch, und nur eine Minute später traf der aufgerückte Müller freistehend per Direktabnahme zum 5:1.

Viele Zuschauer erwarteten gegen die dezimierten Gäste nun ein Schlachtfest, und Hagen kam durch Dähnenkamp, der freistehend an Böttjer und mit einem sehenswerten Seitfallzieher am Pfosten scheiterte, auch zu weiteren Chancen. Pennigbüttel bewies aber in Unterzahl Moral und wehrte sich gegen eine Demontage. Hagen nahm gegen Ende zunehmend das Tempo aus dem Spiel, schwächte sich aber zehn Minuten vor Schluss völlig unnötigerweise selber: Der bis dahin beste Mann auf dem Platz, Kai Diesing, schubste Rafael Monsees nach einem Foul und erhielt die Rote Karte. So endete ein hitziges und emotionales Derby mit einem weiteren Aufreger – bevor sich nach dem Abpfiff alle Beteiligten als faire Sportsmänner die Hand reichten.

FC Hagen/Uthlede: Eden; Radtke (63. Tietjen), Göcke (72. Bühring), Müller, Franke, France, Knoop, Michel Klimmek, Dähnenkamp, Diesing, Stüßel (63. Grimm)

SV Komet Pennigbüttel: Böttjer; Monsees, Hobbie, Wöltjen, Diomande, Luehrsen, Fadika, Tobias van Bree (60. Kauf), Katsanos (89. Zurek), Pfeifer, Eberhards

Tore: 1:0 Berendt Knoop (14.), 1:1 Marvin Eberhards (18.), 2:1 Jens Wöltjen (24./Eigentor), 3:1 Kai Diesing (49.), 4:1 Axel France (55.), 5:1 Christoph Müller (56.)

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte gegen Pennigbüttels Amed Fadika (43./Tätlichkeit), Rote Karte für Hagens Akteuer Kai Diesing (80./Tätlichkeit)

 

Nachgefragt bei Axel France und Rafael Monsees

Herr France, herzlichen Glückwunsch zum Sieg. Am Ende verdient, aber in der ersten Halbzeit lief es nicht so gut, oder?

Axel France: Das stimmt. Der Sieg ist auf jeden Fall verdient, aber in der ersten Halbzeit waren wir nicht so in der Partie. Wir haben nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben und uns deshalb gegen den kompakten Gegner sehr schwer getan. Nach der Pause sind wir dann aber deutlich druckvoller aus der Kabine gekommen und haben die Partie schnell entschieden.

Kurz vor der Pause gab es eine strittige Szene und einen Platzverweis für die Gäste. Wie haben Sie es gesehen?

Das ist eine schwierige Situation für den Schiedsrichter, der eine hitzige Partie sonst gut im Griff hatte. Ich glaube Gelb hätte da gereicht, es ist eine Kann-aber-Muss-nicht-Entscheidung.

Auch Kai Diesing flog noch vom Platz. Was sagen Sie zu den Randerscheinungen?

Gerade solche Derbys leben von den Emotionen, das gehört zum Fußball dazu. Nach dem Spiel ist aber alles wieder gut und man gibt sich die Hand.

Herr Monsees, in der ersten Halbzeit sah es noch ganz gut aus, oder?

Rafael Monsees: Ja. Da haben wir unseren Matchplan umgesetzt, kompakt gestanden und schon im Mittelfeld zugepackt. Leider kriegen wir da zwei unnötige Tore, aber ansonsten sah das wirklich gut aus.

Dann gab es einen strittigen Platzverweis gegen ihr Team. Was sagen Sie dazu?

Ich selber hab die Szene gar nicht sehen können, aber wenn selbst der getroffene Spieler sagt, dass es maximal gelb ist, dann sagt das schon einiges.

Nach der Pause ist Ihr Team dann kurzzeitig eingebrochen.

Ja, da müssen wir uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir da gepennt haben und es dem starken Gegner in dieser Phase zu leicht gemacht haben. Danach war es aber wieder okay. Insgesamt können wir auf die Leistung aufbauen und werden – wenn wir daran anknüpfen – noch einige Punkte holen.

Der letzte Aufreger war dann die Rote Karte gegen Diesing. Ihre Meinung?

Ich foule seinen Mitspieler, er schubst mich. Gelb für mich und Rot für ihn. Ein strenger Schiri entscheidet das so. Wobei ich glaube, wäre Amed Fadika in der ersten Halbzeit nicht vom Feld geflogen, hätte es hier wohl auch nur Gelb gegeben.

Die Fragen stellte Jan-Henrik Gantzkow.

Rafael Monsees ist seit Jahren Kapitän und Leistungsträger bei den Lila-Weißen. Beackert er nicht die rechte Seite des Aufsteigers, steht der glühende Anhänger des SV Werder Bremen auch oft an der Tischtennisplatte.

Axel France feierte knapp drei Stunden nach Abpfiff des Landesliga-Derbys seinen 26. Geburtstag. Der Polizeibeamte, der beim FCH seit dieser Saison die Kapitänsbinde trägt, beschenkte sich mit einem Tor selber.


Quelle: Weser-Kurier vom 20.03.2017 verfasst von Jan-Henrik Gantzkow