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Endlich mittendrin

Julian Deppe hat sich bei Oberligist FC Hagen/Uthlede etabliert und will gegen Ex-Klub Rotenburg punkten

Den Schritt in die Fußball-Oberliga hat Julian Deppe bereits im Sommer vergangenen Jahres vollzogen, als er von der TuSG Ritterhude zum Rotenburger SV wechselte. Ein richtiger Oberliga-Spieler aber ist der 20-Jährige erst in dieser Saison geworden – allerdings nicht beim RSV, sondern beim FC Hagen/Uthlede. Für die Blumenstraßen-Elf hat er seine ersten Spiele in der höchsten niedersächsischen Spielklasse bestritten. Wenn am Sonnabend der RSV und der FC im Rotenburger Ahe-Stadion aufeinandertreffen (Anstoß: 15 Uhr), dann ist es für Deppe ohne Frage ein besonderes Spiel.

Auf seine Zeit in Rotenburg blickt Julian Deppe ausschließlich positiv zurück. Dass er kein Pflichtspiel für die Elf von Tim Ebersbach bestritt, hatte nichts damit zu tun, dass ihm niemand eine Chance geben wollte. Vielmehr wurde Deppe ausgebremst von hartnäckigen Rückenproblemen. Nach zwei Testspielen ging nichts mehr. Und dann kam auch noch die Coronapause dazu, die allerdings zugleich dafür sorgte, dass er nicht allzu viele Partien verpasste. Mittlerweile ist der 20-Jährige, der sich zum Jahreswechsel 2020/21 für Hagen entschied, richtig fit. Nur manchmal habe er noch leichte Beschwerden. „Aber dann lasse ich mich behandeln und dann geht es wieder“, sagt er.

Deppe ist einer, der auf die Zähne beißen kann. Auf sein Comeback musste der bei der TuSG Ritterhude ausgebildete Mittelfeldspieler, der in der B- und A-Jugend für den SC Borgfeld in der Regionalliga auflief, lange hinarbeiten. Er steckte allerdings nicht auf. Er war schließlich nicht in die Oberliga gewechselt, um diesen Traum zu begraben, bevor er richtig begonnen hatte. „Rotenburg hat mir diese Chance ermöglicht, deshalb bin ich dem Klub dankbar“, sagt er. Der RSV, bei dem er noch guten Kontakt etwa zu Noel Lohmann oder auch Michel Müller hat, stellte sich auch Deppes Wechsel zum FC Hagen/Uthlede nicht in den Weg. Zu dem Klub also, bei dem die Oberliga-Laufbahn des 20-Jährigen jetzt so richtig Fahrt aufnimmt.

Auch an der Blumenstraße musste sich Deppe erst einmal durchbeißen. Im Mittelfeldzentrum hat er große Konkurrenz. Dort sind Marlo Burdorf, eine Hagener Institution, und Yannick Bremser die Platzhirsche. „Ich habe mir schon gedacht, dass ich mich erst einmal hinten anstellen muss. Beide sind mir noch ein Stück voraus“, ordnet Deppe die Kräfteverhältnisse ein. Das Hinspiel gegen Rotenburg verbrachte er nicht unerwartet auf der Bank, erst am zweiten Spieltag beim 4:1 gegen den VfL Oldenburg feierte er als Einwechselspieler sein Oberliga-Debüt. „Das werde ich nicht mehr vergessen, weil es einer der schönsten Fußballabende meiner Laufbahn war“, sagt er.

Dass Deppe, der im Training leicht angeschlagen zuletzt etwas kürzer trat, sich nun Chancen ausrechnet, in Rotenburg von Beginn an dabei zu sein „oder zumindest mehr Minuten als im Hinspiel zu bekommen“, wie er sagt, liegt daran, dass sich seit dem Hinspiel einiges für ihn verändert hat. Zuletzt musste er sich nicht mehr hinten anstellen. Im Gegenteil: Deppe war gesetzt im Mittelfeld. Endlich mittendrin in der Oberliga. Einige Ausfälle spülten ihn in die Startelf, in der er das erste Mal gegen Spelle-Venhaus stand. „Dann muss man seine Chance nutzen“, betont er. Das hat er getan, wie Trainer Benjamin Duray bestätigt. „Julian hat sich reingearbeitet ins Team“, sagt er und lobt das Durchhaltevermögen seines Schützlings nach dessen langer Verletzung. Nicht umsonst vertraute er ihm zuletzt vier Mal in Serie von Beginn an. „Ich glaube schon, dass ich der Mannschaft helfen kann“, sagt Deppe, der sich als Charakterspieler bezeichnet. Einer, der über seine Laufbereitschaft kommt und sich in jeden Zweikampf wirft. Ein mannschaftsdienlicher Spieler. Diese Einschätzung teilt auch Duray: „Julian besticht durch Fleiß und Bereitschaft.“

Mit diesen Eigenschaften passt Deppe gut zum FC Hagen/Uthlede, einem Klub, der sich sehr stark über seinen Zusammenhalt definiert. Gerade jetzt, in personell schwierigen Zeiten, sind Deppes Qualitäten gefragt. „Er ist ein wichtiges Element in unserem Spiel, schließt Löcher und steht defensiv sehr stabil“, beschreibt Duray die Stärken des talentierten Akteurs. Der 20-Jährige habe gezeigt, „dass er wichtig ist für die Truppe“.

Der Wechsel an die Blumenstraße hat sich für Deppe bislang ausgezahlt. „Es war genau der richtige Schritt. Ich bin hier super aufgenommen worden und fühle mich total wohl“, sagt der Mittelfeldspieler, der in Ritterhude wohnt und mit Innenverteidiger Timo Dressler, mit dessen Bruder Mirco er einst zusammen bei der TuSG spielte, eine Fahrgemeinschaft bildet.

Das Vertrauen, das er spürt, will Deppe weiterhin mit Leistung zurückzahlen. Das Rotenburg-Spiel ist nicht nur für ihn persönlich wichtig, sondern auch für die Mannschaft. Schließlich stellt der Gastgeber eines der Teams, das wie die Hagener wohl in der Abstiegsrunde spielen wird. Die Punkte aus den direkten Duellen werden also mit ins Frühjahr genommen. Nach dem 1:1 im Hinspiel wäre ein Sieg beim Wiedersehen besonders wertvoll. „Dafür werden wir alles geben“, verspricht Deppe.

Was ihn und seine Hagener in Rotenburg erwartet, das weiß der 20-Jährige nur zu gut. „Das wird ein Spiel, in dem es vor allem auf den Kampf ankommen wird, weil beide Mannschaften auch genau wissen werden, worum es geht.“ Wohl keine Partie für Fußballfeinschmecker – aber eine für Charakterspieler wie Julian Deppe.

ZUR SACHE

Hagen/Uthlede pfeift personell aus dem letzten Loch

Keine elf Spieler hätte er unter der Woche aufbieten können, sagt Hagens Trainer Benjamin Duray. Die Vorbereitung auf das Oberliga-Auswärtsspiel beim Rotenburger SV litt enorm unter Verletzungen und Krankheitsfällen. „Eigentlich können wir nur noch von Tag zu Tag denken“, erklärt der Coach. Das bedeutet auch, dass sich erst spät entscheiden wird, mit wem er überhaupt für die Partie bei seinem Ex-Verein planen kann. „Das ist natürlich eine schwierige Situation“, weiß Duray – und vor dem Sechs-Punkte-Spiel in Rotenburg eine besonders ärgerliche zudem. „Wir müssen uns zerreißen und alles geben“, will der Trainer aber nicht kampflos klein beigeben. Es komme jetzt umso mehr auf jeden einzelnen Spieler an, betont Benjamin Duray. „So eine Situation kann eine Mannschaft auch enorm zusammenschweißen. Da muss man noch enger zusammenrücken“, macht er deutlich, dass selbst eine personelle Misere, wie sie seine Elf gerade durchmacht, nicht unbedingt ein großer Nachteil sein muss. Gegen Bersenbrück hat die Blumenstraßen-Elf allen Widerständen bereits erfolgreich die Stirn geboten und einen knappen Sieg gefeiert, und auch in Oldenburg war sie kurz davor, sich mit einem Zähler zu belohnen. „Aber man hat auch gesehen, dass wir Körner gelassen haben“, sagt Duray. Rotenburg sei der Favorit, „aber es ist alles möglich, wenn wir gut zusammenarbeiten und sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellt“, schreibt er sein Team und wichtige Punkte im Ahe-Stadion nicht ab.


Quelle: Weser-Kurier vom 16.10.2021 verfasst von Thorin Mentrup