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„Wir tragen das Vertrauen in uns“

Hagens Carsten Werde spricht vor dem Halbfinale gegen Celle über die Chancen im Niedersachsenpokal

Herr Werde, der Pokalwettbewerb gestaltete sich für den FC Hagen/Uthlede in jeder Runde als sehr umkämpft. Einem knappen 1:0 gegen den VfL Oldenburg folgten die Siege gegen den TuS Bersenbrück und gegen den Heeslinger SC jeweils nach Elfmeterschießen. Nun müssen Sie beim MTV Eintracht Celle antreten. Wie eng wird es diesmal zugehen?
Carsten Werde : Es wird definitiv ein enges Spiel, in das wir nicht als Favorit gehen werden, weil Celle einfach die eingespieltere Mannschaft ist und sich länger kennt. Aber, und das haben die vergangenen drei Runden gezeigt: Wir können mit dieser Rolle sehr gut umgehen. Sowohl gegen den VfL Oldenburg als auch gegen den Heeslinger SC waren wir der krasse Außenseiter und haben in beiden Spielen diese Überraschung geschafft. Und gegen Bersenbrück, das ein Spiel auf Augenhöhe gewesen ist, war es wichtig, sich trotz Rückstands in dieses Spiel reinzubeißen und am Ende ins Elfmeterschießen zu kommen. Und da wissen wir, dass wir mit unserem Keeper Yannick Becker eine totale Bank hinten drin haben. Wenn es dazu wieder kommen sollte, können wir uns auf ihn verlassen.

Sie erklären den MTV Eintacht Celle zum klaren Favoriten?
Wenn wir auf die letzte Saison gucken, wie Celle performt hat, dann gebührt dem allergrößter Respekt. Es ist eine sehr, sehr spielstarke Mannschaft, passstark und gut im Umschaltspiel. Das sind schon sehr gute Attribute. Anders als angenommen hat Celle seine Stammverteidigung doch nicht verloren, Lars Borchert und Malte Marquardt standen die letzten Testspiele wieder auf dem Platz. Das ist sicherlich wichtig für das Team. Von daher ist es nicht verkehrt zu sagen, dass Celle der Favorit ist. Aber, und das ist das Wichtigste: Wir alle in Grün-Schwarz tragen die Gewissheit und das Vertrauen aus den letzten Wochen in uns, dass wir in der Lage sind, dort eine Überraschung zu schaffen.

Es war ja lange nicht klar gewesen, ob der Niedersachsenpokal wie gewohnt zuende gespielt werden kann. Sie haben sich stets für eine sportliche Lösung ausgesprochen. Aber Hand aufs Herz: Haben Sie auch immer daran geglaubt?
Ja, habe ich immer. Weil ich wirklich gehofft habe, dass sich der DFB hinsichtlich der Austragung der ersten Runde stark an den Amateuren orientiert. Das ist schön, dass das geklappt hat. Von daher ist das weinende Auge, dass diesem Spiel corona-bedingt nicht so viele Zuschauer beiwohnen können, wie es sicherlich möglich gewesen wäre, auch nicht ganz so groß, weil wir uns alle darauf freuen dürfen, dass es jetzt eine sportliche Entscheidung geben wird.

Welchen Stellenwert hat für Sie und den Verein der Niedersachsenpokal?
Es ist überhaupt erst das zweite Mal, dass wir daran teilnehmen. Nach dem Viertelfinale im letzten Jahr stehen wir nun im Halbfinale. Für uns hat der Pokal einen supergroßen Stellenwert. Für Fußballer gibt es doch nichts Schöneres, als etwas zu gewinnen, am Ende etwas in den Händen zu halten. Und das ist für uns insbesondere über den Pokalwettbewerb möglich. Dieser großen Chance sind wir uns bewusst. Da rückt die Teilnahme am DFB-Pokal gedanklich auch in den Hintergrund für mich. Mir und uns allen geht es in erster Linie darum, etwas gewinnen zu können. Das ist doch das Schönste, was es gibt.

Auch wenn der DFB-Pokal noch weit weg erscheint, ganz aussparen kann man ihn nicht. Zumal die erste Runde bereits ausgelost wurde. Ihr Team träfe, wenn es den Niedersachsenpokal gewänne, auf den FC Augsburg. Ein gutes Los, oder?
Es ist zumindest ein Erstligist. Ich hätte mir ein wenig mehr Tradition oder Renommee des Gegners gewünscht, so ehrlich darf man, glaube ich, sein. Aber am Ende ist es ein Erstligist mit vielen attraktiven Zügen. Einen  Daniel Caligiuri kennt man, mit Heiko Herrlich haben sie einen sehr bekannten Trainer. Zudem wird mit Stefan Reuter ein Weltmeister mit auf der Bank sitzen. Dieser Verein hat schon sehr klangvolle Namen.

Inwiefern kann das Ihr Team beflügeln oder in negativer Hinsicht beeinflussen, schon jetzt zu wissen, gegen wen man im DFB-Pokal treffen könnte? Gibt es diesen Einfluss überhaupt?
Ich glaube, dass dieses Spiel noch weit weg ist in den Köpfen. Es herrscht jetzt erst mal vielmehr die Freude, dieses Halbfinale im Niedersachsenpokal austragen zu dürfen und dieses Ziel vor Augen zu haben, eine Woche später etwas Großes gewinnen zu können, was für diesem Verein am Ende einmalig sein wird. Das ist es, was uns antreibt.

Obwohl alle Teilnehmer noch nicht feststehen, erfolgte die Auslosung für die erste Runde des DFB-Pokals auch vordergründig unter dem Aspekt, damit sich gerade die Amateurvereine mit ausreichend Vorlauf für die Austragung vorbereiten können. Inwiefern ist der FC Hagen/Uthlede darauf vorbereitet?
Ich selbst bin da gar nicht eingebunden, aber unser Vorstand ist da sehr rührig. Es ist ein Stück weit eine undankbare Aufgabe, weil da sehr viel Arbeit reingesteckt wurde und werden muss, obwohl du am Ende nicht sicher sein kannst, ob du für diese Arbeit auch etwas zurückbekommst. Aber die Planung ist dahingehend klar, dass wir im Nordseestadion in Bremerhaven spielen würden. Und da, so höre ich es heraus, ist unser Vorstand sowohl der Stadt als auch den Verantwortlichen in den Vereinen sehr dankbar, dass sie ihre Unterstützung zugesagt haben. Vor drei Jahren hat ja schon die Leher TS ihr Pokalspiel gegen den 1. FC Köln dort bestritten. 

Noch einmal zurück zum Halbfinale. Corona hat in diesem Jahr alles überschattet. Wenn Sie die Vorbereitung auf dieses Spiel einmal Revue passieren lassen, dann war sie a) gut b) gut unter Berücksichtigung der Umstände oder c) ausbaufähig eben wegen der Umstände?
Ich würde Antwort a) nehmen, aber kein kleines a, sondern ein großes a. Weil wir bereits unter Coronabedingungen kein Dideldaddeldu-Training gemacht haben, sondern bereits Mitte Juni mit den Neuzugängen gestartet sind, und das war Training nicht nur zum Kennenlernen, sondern um sofort einen Fitness-Level aufzubauen. Und dessen kann sich jeder sicher sein am Samstag: Unsere Jungs werden 90 Minuten lang marschieren und Gas geben können. Diesen Fitness-Stand haben wir erreicht.

Zu guter Letzt: Was ist Ihr Tipp für das Spiel?
(lacht) Der FC Hagen/Uthlede wird marschieren, der wird Gas geben. Wir wissen um unsere Stärken und ich bin richtig guter Dinge, dass wir unsere Chance für eine Sensation beim Schopfe packen und am Ende den Platz als Sieger verlassen werden.

Das Interview führte Dennis Schott.

Zur Person

Carsten Werde (32) ist seit vier Jahren Trainer des Fußball-Oberligisten FC Hagen/Uthlede. Nach dem Viertelfinal-Aus im vergangenen Jahr bestreitet sein Team an diesem Sonnabend (16 Uhr) beim Ligakonkurrenten MTV Eintracht Celle das Halbfinale im Niedersachsen-Pokal.


Quelle: Weser-Kurier vom 14.08.2020 verfasst von Dennis Schott