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Nicht immer nur besser, teurer und spektakulärer

Finn-Niklas Klaus (22) läuft seit Sommer des vergangenen Jahres in der Fußball-Oberliga für den FC Hagen/Uthlede auf und erlebte eine spannende Woche. Geboren wurde Klaus in Bremen und wuchs in Axstedt auf.

Mittwoch, 8. April: Wie jeden Morgen lese ich den WESER-KURIER inklusive OSTERHOLZER KREISBLATT. Die Zeitungen sind momentan ausschließlich von einem Thema geprägt – Corona. Wer hätte das gedacht, dass ein Virus die gesamte Welt mal so auf den Kopf stellen würde und gleichzeitig das Leben jedes Einzelnen derart einschränkt? Normal arbeiten gehen, Freunde treffen, die Oma und Opa besuchen, Fußball spielen, Veranstaltungen und Konzerte besuchen? Alles ist auf einmal ohne Weiteres nicht mehr möglich. Das ist neu für die Menschen. Und es stellt sich nur eine Frage: Wann können wir wieder normal leben? Ich persönlich glaube mittlerweile, dass dieses Virus uns Menschen noch das gesamte Jahr 2020 und sogar noch darüber hinaus beschäftigen wird. Ungewiss ist nur, in welcher Form und mit welchen Einschränkungen dies verbunden sein wird. Das wird die Zeit allerdings mit sich bringen. Oder verwenden wir mal das meistbenutzte Wort in dieser Zeit: Abwarten.

Donnerstag, 9. April: Eigentlich ist der Donnerstag ein normaler Arbeitstag, doch was ist zurzeit normal? Wie bei fast jedem Unternehmen in der Welt machen sich die Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise  bemerkbar. So ist es auch bei uns in der Firma. Auch wir sind, wie viele Firmen in Deutschland, von der Kurzarbeit betroffen. Deshalb habe auch ich zurzeit „frei“, bedingt durch Kurzarbeit und Urlaub. Die Zeit kann ich jedoch gut nutzen, zum einen für meinen anstehenden Umzug nach Osterholz-Scharmbeck und zum anderen zum Einlesen von Unterlagen für die neuen Aufgaben in meiner neuen Abteilung. Am Abend absolviere ich noch eine Laufeinheit, da wir uns zurzeit leider individuell fit halten müssen. Das stört mich mittlerweile doch ziemlich, denn seit Anfang März ist das Wetter schließlich wieder besser. Wir könnten deshalb endlich regelmäßig auf dem Platz spielen. Ich variiere zwar in den Läufen, doch die Motivation wird dadurch nicht besser. Es fehlt einfach der Ball am Fuß. Ich habe eine Laufstrecke mit einer Länge von fünf bis zehn Kilometern in Axstedt.

Freitag, 10. April: Der Freitag ist eigentlich einer der schönsten Tage, da die Arbeit schnell geschafft ist und abends das Abschlusstraining für das Spiel am Wochenende stattfindet. Dies wäre vermutlich aufgrund des Feiertages ausgefallen, aber auch so fällt es ja auf unbestimmte Zeit erst einmal aus. Das nervt mich ziemlich, weil Fußball in meinem Leben doch eine sehr große Rolle spielt. Das Fußballspielen ist das eine. Aber am meisten vermisse ich tatsächlich die „Schnackerei“ vor und nach dem Training. Gerade die Kollegen Berendt Knoop, Mirko Franke, Erik Köhler und nicht zu vergessen Tjark Seidenberg können bestens Sprüche verteilen, aber müssen im Gegenzug auch häufig von den anderen Teamkollegen welche einstecken. Wenn man mit den verschiedensten Leuten spricht, werde ich häufig gefragt: Wann spielt ihr denn wieder Fußball und wie meinst du geht es weiter? Ich glaube mittlerweile tatsächlich, dass diese Serie nicht mehr zu Ende gespielt wird. Selbst wenn die Saison bis Ende Juni verlängert wird. Da der Zeitpunkt der Wiederaufnahme auch noch mehr als fraglich ist, sehe ich für diese Variante eine nur sehr geringe Chance. Aber egal, wie die Verantwortlichen am Ende entscheiden werden, die Kritik wird nicht ausbleiben.

Sonnabend, 11. April: Der Ostersonnabend hat eigentlich seit Jahren den gleichen Ablauf. Morgens wird ein bisschen länger geschlafen. Und nach dem Aufstehen wird geklärt, wann es abends zum Osterfeuer in meinem Wohnort Axstedt geht. Neben alten Sandkastenfreunden trifft man auch so viele bekannte Gesichter wieder. In den vergangenen Jahren konnte ich auch meine trinkfesten Kumpels Frederik Nagel, Dirk Böttjer, Jorit Bierwald, die allesamt bei meinem Ex-Klub FC Hambergen in der Bezirksliga 3 Fußball spielen, und Simon Küstner vom Landesligisten SV Blau-Weiß Bornreihe überzeugen vorbeizuschauen. Ich finde, dass diese Veranstaltung immer wieder eine Reise wert ist, weil man in entspannter Atmosphäre für einen schmalen Euro ein paar gesellige Stunden verbringen kann. Aber auch diese Veranstaltung fällt leider aus. Deshalb verbringe ich den Tag im engsten Familienkreis und absolviere abends noch eine Laufrunde von etwa zehn Kilometern.

Sonntag, 12. April: Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem Spaziergang mit meinen Eltern und meiner Schwester gibt es zum Mittag bei meiner Oma eines meiner Lieblingsgerichte: Spargel mit Sauce Hollandaise und Schnitzel. Es bleibt nicht aus, auch an diesem Tag wird wieder über Corona gesprochen. Aber da sind meine Familie und ich uns einig: In diesen Zeiten muss man einfach zusammenhalten und schauen, dass man aufmerksam beziehungsweise vorsichtig ist, damit keiner von uns erkrankt. Gleichzeitig hoffe ich auch, dass diese Pandemie alle Menschen ein wenig zum Nachdenken anregt. Denn wenn diese Pandemie eines zeigt, dann ist es, dass es, egal ob reich oder arm, jung oder alt, ob in Europa oder in Amerika, einfach jeden treffen kann. Gerade deshalb sollte jeder darauf achten, die Vorschriften und Maßnahmen einzuhalten, damit die Mitmenschen und man selbst von dieser Krankheit verschont bleiben.

Montag, 13. April: Auf diesen Tag fiebere ich schon seit einigen Monaten hin, denn es hätte das Halbfinale im Niedersachsenpokal angestanden. Noch zwei Siege, dann würden wir mit dem FC Hagen/Uthlede als kleiner Dorfverein im DFB-Pokal antreten. Ich stelle mir vor, dass die Stimmung in der Mannschaft gut ist und auch das Umfeld rund um Hagen uns uns an diesem Ostermontag in Celle gegen den MTV Eintracht Celle unterstützt. Man könnte meinen, dass wir in dieser Saison eine Pokalmannschaft sind. Denn egal mit welcher Aufstellung wir auch angetreten sind, haben wir es im Pokal immer wieder geschafft, unsere berühmt berüchtigte Leidenschaft auf den Platz zu bringen. Auch wenn wir diese Leidenschaft in der Liga leider nicht immer zeigen konnten, haben wir die Gegner im Pokal damit niedergerungen. Ich male mir aus, dass wir nach einem erneuten Sieg im Elfmeterschießen, bei dem unser Elfmeterkiller Yannick Becker als Torwart wieder zwei Elfmeter entschärft, ins Endspiel des Niedersachsenpokals einziehen. So hätte mein Tag theoretisch verlaufen können. Doch auch dieser Tag kann nicht so stattfinden, weil mir Corona auch hier einen Strich durch die Rechnung macht. Stattdessen verbringe ich den Tag wieder im Kreise meiner Familie und genieße das sonnige Wetter auf der Terrasse.

Dienstag, 14. April: Die letzten Tage meines Urlaubes brechen an. Ich nutze die freie Zeit, um in meiner neuen Wohnung die restlichen Sachen einzuräumen, und mache noch einmal gründlich sauber. Nach getaner Arbeit höre ich mir die aktuellen News des Tages an und bin gespannt, wie die Bundesregierung die nächsten Schritte plant. Werden die Maßnahmen gelockert? Darf man künftig zumindest wieder in kleinem Kreis Freunde treffen? Ist es eventuell schon bald wieder möglich, ein Fußballtraining in Kleingruppen durchzuführen? Man weiß es nicht genau. Aber bei einem bin ich mir ziemlich sicher. Man freut sich wieder mehr auf Dinge und man nimmt sie wieder intensiver wahr. Denn wenn diese Pandemie mir etwas gezeigt hat, dann ist es das, dass es nicht immer besser, teurer, spektakulärer oder verrückter sein muss, sondern wir einfach mal wieder anfangen sollten, die Dinge so anzunehmen beziehungsweise zu genießen, wie sie sind.

Jörg Brunkhorst, der Läufer der SG akquinet Lemwerder, wird als Nächster über seine Woche berichten.


Quelle: Weser-Kurier vom 14.04.2020 verfasst von Karsten Hollmann und Finn-Niklas Klaus