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„Auf die Saison können wir alle stolz sein“

Hagens Trainer Carsten Werde blickt auf die erste Saison in der Oberliga zurück und gibt einen Ausblick auf die kommende Spielzeit – Vier Neuzugänge fix – Weitere stehen aus – „Kleiner Umbruch im Kader und in der Spielweise“

Auf eine teilweise berauschende Hinrunde folgte der souveräne Klassenerhalt in der Rückserie: Der FC Hagen/Uthlede hat als Aufsteiger im ersten Oberliga-Jahr überzeugt. Die Mannschaft von Trainer Carsten Werde holte 40 Punkte und belegt einen einstelligen Platz. Im großen Saisonabschluss-Interview blickt Werde auf die Saison zurück, erklärt, was ihn gefreut und gewurmt hat und gibt einen Ausblick auf die kommende Spielzeit.

Carsten, wenn du die Saison in einem Wort zusammenfassen müsstest, welches wäre das?
Carsten Werde: Das geht nicht mit einem Wort, aber ich würde die Saison als „stolz machend“ bezeichnen.

Im letzten Jahr gab es ein Ritual beim FC H/U. Für jeden Punkt habt ihr einen Apfel in eine Kiste gelegt, bis die Kiste voll war und der Aufstieg perfekt. Gab es in diesem Jahr ein ähnliches Ritual?
Nein, solche Geschichten sollte man auch nicht wiederholen, denn sonst nutzen sie sich irgendwann ab. Da gab es in dieser Saison kein Ritual.

Was hat sich besser angefühlt: der Aufstieg im letzten Jahr oder die nun anschließende erfolgreiche Oberligasaison?
Von der Belastungsgrenze waren beide Serien anstrengend und schwierig. Aber Meister zu werden ist emotional noch etwas ganz anderes. Beides erforderte aber viel Arbeit und auch Hingabe von den Jungs und wir können auf beide Ereignisse stolz sein.

Wäre am Ende sogar mehr drin gewesen als Platz neun?
Ja, absolut. Wenn nicht nach dem Spiel gegen Oythe dieser Spannungsabfall gewesen wäre. Ich empfinde das aber als absolut menschlich. Wenn man das große Ziel erreicht hat, ist es normal, dass bei den Jungs, die so viele Jahre dafür gearbeitet haben, die Spannung abfällt. Das ist dann deutlich geworden in den letzten sechs Saisonspielen, in denen wir nur noch drei Punkte geholt haben.

Was war der schönste Moment der Saison für dich?
Am emotionalsten waren zwei Momente. Zum einen der 2:2-Ausgleich gegen Atlas Delmenhorst und genau so schön war das 3:1 von Nicolai Tietjen gegen den MTV Gifhorn im ersten Spiel 2019, weil das ein Spiel war unter ganz schlechten Bedingungen. Leistungsträger waren gesperrt, wir hatten noch 13 fitte Feldspieler in unserem Kader zur Verfügung und wussten, wenn wir dieses Spiel gewinnen, dann können wir auch die weiteren Spiele entspannter angehen. Und das war dann auch bezeichnend für die ganze Saison. Immer wenn wir da sein mussten, wenn wir auf Rückschläge eine Antwort geben mussten, ist es uns immer gelungen. Das ist eine große Qualität der Mannschaft.

Nach welchem Spiel konntest du am schlechtesten einschlafen?
Das war gar nicht das 0:7 gegen Uphusen, wie man vielleicht meinen könnte. Das hatte ich für mich schnell eingeordnet und abgehakt. Schlecht einschlafen konnte ich nach dem Pokal-Aus gegen Atlas Delmenhorst, weil zum einen das Ergebnis nicht stimmte und mir auch die eine oder andere Aktion auf dem Platz nicht gepasst hat.

Ebenfalls schlecht einschlafen konnte ich nach dem Unentschieden gegen den BV Cloppenburg, weil wir gegen den Tabellenletzten einfach kein gutes Spiel gemacht haben. Es sind an dem Abend viele Zuschauer an die Blumenstraße gekommen und wir haben es nie geschafft, Emotionen zu erzeugen. Das sind die Spiele, bei denen ich dann überlege, woran es lag, und an welchen Stellschrauben man nun drehen muß.

Lass uns über die Zukunft sprechen. Was ist schwieriger: Als Aufsteiger in der ersten Saison die Klasse zu halten oder in der zweiten die Vorsaison zu bestätigen?
Ich glaube, der Aufstieg war schwieriger. Viele Dinge sind in der ersten Saison für uns unbekannt gewesen. Natürlich hatten wir auch mal Testspiele gegen Oberligisten, aber Testspiele kann man nicht mit Pflichtspielen vergleichen.

Wir kannten die Plätze auswärts nicht, wir mussten uns an die Robustheit und die Spielstärken der Mannschaften in dieser Liga gewöhnen und wenn wir es jetzt schaffen, aus diesen vergangenen 30 Spielen die richtigen Schlüsse zu ziehen, dann ist mir überhaupt nicht bange, dass wir auch in der kommenden Saison wieder eine richtig gute Rolle spielen werden.

Das zweite Jahr wird ganz sicher nicht leicht, aber ich glaube wir haben richtig gute Vorraussetzungen, um auch ein gutes zweites Jahr zu spielen. Das ist auch der entscheidende Punkt. Wir sind immer angetreten, um uns in der Oberliga zu etablieren. Und dazu gehört dann, auch im zweiten Jahr eine gute Rolle zu spielen.

Muss es das Ziel sein, besser abzuschneiden als diese Saison?
Vor dem Hintergrund, dass im nächsten Jahr wohl 18 Mannschaften in der Liga sind und fünf Mannschaften absteigen, wird es sicherlich so sein, dass 13 Mannschaften ab dem ersten Spieltag versuchen, möglichst viele Punkte zu sammeln, um nicht unten reinzurutschen. Es wäre schon eine tolle Entwicklung, wenn wir einen besseren Punkteschnitt schaffen als in diesem Jahr. Zudem müssen wir defensiv stabiler auftreten.

Mit Marc Holler und Finn-Niklas Klaus habt ihr zwei neue Offensivspieler verpflichtet. Wo siehst du ihre Stärken?
Mit Marc Holler bekommen wir einen richtig guten Wandspieler, einen Vollstrecker, der auch eher mal den überlegten Abschluss sucht und über ein gutes Kopfballspiel verfügt.

Finn-Niklas Klaus ist variabel einsetzbar, hat für seine Größe eine gute Schnelligkeit und besitzt eine tolle Schusstechnik. Wir werden sicher auch noch einen weiteren Spieler für die Offensive präsentieren.

Klar ist aber auch, dass sich durch diese Zugänge unsere Statik in der Offensive verändert, weil diese Spieler einfach nicht diese Geschwindigkeit haben, wie sie beispielsweise ein Justin Dähnenkamp hat und darauf werden wir unser Spiel anpassen.

Wird es weitere Zugänge geben?
Kubilay Denkgelen kommt vom TSV Stotel und Jason Lehmkuhl vom MTV Bokel. Wir sind aber bestrebt, noch weitere Lösungen zu präsentieren.

Wir werden einen mittleren Umbruch haben, weil sich nach ganz vielen erfolgreichen Momenten bei dem einen oder anderen auch eine Selbstzufriedenheit einschleicht. Das ist nicht von der Hand zu weisen. In der Wintervorbereitung war ich beispielsweise nicht einverstanden damit, wie fit der eine oder andere zum Trainingstart war. Ich war nicht zufrieden mit der Trainingsbeteiligung. Wir hatten zwar einen tollen Start in die Rückrunde, aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht alles in Ordnung war. Da müssen wir etwas Druck auf den Kessel bekommen und neue Reizpunkte setzen.

Wird Kai Diesing ein gefühlter Neuzugang?
Ja natürlich. Wir haben in dieser Saison ohne Kai Diesing, Tim Grundmann und Maurice Banehr gut gespielt. Auch Maurice Banehr wird eine Verstärkung sein. Auf einen gesunden Kai Diesing in der Offensive können wir uns alle freuen, wenn er wieder das Trikot mit der Nummer Acht überstreift. Wann es soweit sein wird, dass können wir alle noch nicht abschätzen. Er selbst nicht und auch die Ärzte nicht. Aber klar ist, wenn die beiden wieder auf dem Platz stehen, haben wir viel Freude mit ihnen.

Dein Co-Trainer Patrick Hunger wird den FC wieder verlassen. Gibt es schon einen Nachfolger?
Wir befinden uns da in Gesprächen. Es steht ja schon etwas länger fest, aber ich habe da nichts überstürzt. Da werden wir definitiv eine Lösung hinbekommen.

Heisst die Lösung vielleicht Tjark Seidenberg?
Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass Tjark und ich ein besonderes Verhältnis zueinander haben, uns regelmäßig austauschen und eine tolle Zeit hatten, als er mein Co-Trainer war. Klar wird er mich im nächsten Jahr unterstützen. Klar ist aber auch, dass er noch spielen möchte. Und da müssen wir sehen, was sein Knie zulässt. Es gibt da noch keine Entscheidung.

Jascha Stern wird dem Kader nicht mehr angehören. Wann hast du das erfahren?
Das haben wir alle erst am Samstag erfahren.

Wie weit seid ihr auf der Suche nach einem neuen zweiten Keeper?
Auch da laufen die Gespräche. Wir haben potenzielle Kandidaten angesprochen, aber es steht noch eine Entscheidung aus.

Wie lange schaltest du jetzt ab als Coach, wann startet bei dir die Vorbereitung?
Gefühlt schaltet man gar nicht ab. Aber klar ist auch, dass nun erst einmal Familienzeit ist. Es wird vielleicht einmal am Tag mit Gunnar (Gunnar Schmidt, Teammanager) gesprochen was für die Kaderplanung noch wichtig ist, aber ansonsten wird abgeschaltet. In ganz ruhigen Momenten macht man sich dann doch wieder Gedanken, was im Rahmen der Vorbereitung wichtig sein wird.

Wann beginnt die Vorbereitung für die Spieler?
Aller Voraussicht nach am 24. oder 26. Juni. Aufgrund der Tatsache, dass wir einiges ändern und neue Spieler einbauen, brauchen wir viel gemeinsame Trainingszeit.

Vielen Dank für das Interview.


Quelle: FuPa.net vom 21.05.2019 verfasst von Andreas Harneit