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Aufatmen in der Kreisliga

Aschwardens Torjäger Marc Holler wechselt zur kommenden Saison zu Oberligist FC Hagen/Uthlede

Was macht so einer in der Kreisliga? Diese Frage war es, die seit eigentlich drei Jahren die gesamte Osterholzer Fußballszene umtrieb. Wieso wechselt einer, der seine Bezirks- und Landesligatauglichkeit längst nachgewiesen und die besten Jahre noch vor sich hatte, zu einem Kreisligisten? Marc Holler machte im Sommer 2016 genau diesen Schritt. Mit gerade mal 23 Jahren ging er zurück zu seinem Heimatverein SV Aschwarden – und damit ging die Fragerei auf den Fußballplätzen eigentlich erst so richtig los.

Denn Holler wurde schnell zu einem Phänomen der Kreisliga Osterholz. Anders kann man einen Stürmer mit solch einer Torquote wohl nicht charakterisieren. In seiner ersten Saison erzielte Holler 23 Treffer, wohlgemerkt in nur 15 Ligaeinsätzen. Im zweiten Jahr waren es sogar nur noch elf Punktspiele, die Holler absolvierte. Seine Ausbeute steigerte er ungeachtet dessen aber trotzdem einfach mal auf 25 Treffer. Und in der aktuellen Spielzeit, in der Holler endlich weitgehend verletzungsfrei geblieben ist, traf er in 21 Einsätzen sagenhafte 47-mal ins Schwarze. Und nach fast jedem Spiel fragten sich Hollers Kreisliga-Gegenspieler: „Was macht so einer hier bei uns, hier in der Kreisliga?“

Für all diese gepeinigten Seelen gibt es eine gute Nachricht: Denn in der kommenden Saison haben die Kreisliga-Verteidiger eine Pause von dem „Bomber vom Deich“, wie Holler auch schon mal genannt wird. Denn im besten Fußballeralter von 26 Jahren wechselt Holler zu Fußball-Oberligist FC Hagen/Uthlede, also zu jenem Klub, für den er von 2012 bis 2015 schon einmal drei Jahre in Bezirks- und Landesliga aufgelaufen war. Übrigens ebenfalls mit großem Erfolg. In der Bezirksliga-Spielzeit 2012/2013 erzielte er in 27 Spielen 26 Tore. Dass es den Vollblutstürmer, der neben seiner Anfangszeit in Aschwarden auch in der Jugend des VSK Osterholz-Scharmbeck ausgebildet wurde, ausgerechnet in die Oberliga zieht, kommt für einige durchaus überraschend. Doch Holler hat der Ehrgeiz gepackt.

Viele Angebote auf dem Tisch

„Ich will es mir selbst noch einmal beweisen, dass ich auf diesem Niveau nicht nur mithalten, sondern auch Spiele für meine Mannschaft entscheiden kann“, sagt Holler. Vor vier Wochen hatte Hagens Teammanager Gunnar Schmidt den Aschwardener kontaktiert – und offenbar offene Türen eingerannt. „Ich hatte viele Angebote“, so Holler, „aber Hagen/Uthlede war auch gleich das erste. Und es hat mir auch am meisten zugesagt.“ Der Kontakt zu Holler sei in den vergangenen Jahren nie ganz abgerissen, jetzt sei der perfekte Zeitpunkt für eine Rückkehr gewesen. „Marc passt zu 100 Prozent rein in die Truppe und er ist definitiv ein Spielertyp, den wir so in der Mannschaft nicht haben“, sagt Gunnar Schmidt.

In der Tat ist Holler – im Gegensatz zu Justin Dähnenkamp oder auch Erik Köhler und Jascha Stern – ein klassischer Strafraumstürmer. Einer, der irgendwie immer dort steht, wo der Ball hinfällt und mit einer starken Technik eiskalt im Abschluss ist. Eine lange Akklimatisierungszeit wird der Student nicht brauchen. „Ich weiß, wie es hier ist. Das Gesamtpaket mit den vielen Zuschauern, mit der Liga, Oberliga, die ich noch einmal spielen will, das hat einfach gestimmt“, sagt Marc Holler. Laut eigener Aussage bereitet sich der Stürmer mit dem Gardemaß bereits jetzt mit wöchentlichen Laufeinheiten auf die neue Herausforderung vor. Immerhin springt Holler nun von der achten in die fünfte Liga. „Der Junge will unbedingt, das hat man wirklich gemerkt“, hat Gunnar Schmidt keinerlei Sorgen, dass Holler mit körperlichen Defiziten in die Oberligaspielzeit starten wird.

Auf einen alten Bekannten wird der neue FC-Stürmer dann aber nicht mehr treffen. Im Frühjahr 2015 hatte Holler noch ein halbes Jahr mit dem damaligen Neuzugang Nils Göcke gespielt. Nun steht fest: Der Hagener Abwehrchef wird die Grün-Schwarzen am Ende der Saison definitiv verlassen. Zwar hatte Göcke das schon im Januar verlauten lassen, doch Trainer Carsten Werde und Teammanager Gunnar Schmidt hatten daraufhin alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den 31-Jährigen doch noch von einer sechsten Saison im Hagener Dress zu überzeugen. Doch das klappte nicht.

„Natürlich ist das ein großer Verlust für die Mannschaft“, sagt Werde, der sich aber sicher ist, dass sein Team auch diese Lücke schließen wird. Momentan überwiegt aber ohnehin die Freude über die Zusage von Marc Holler, jenen Stürmer, der es fertiggebracht hat, in 47 Kreisliga-Spielen unglaubliche 95 Tore zu erzielen.


Quelle: Weser-Kurier vom 06.04.2019 verfasst von Tobias Dohr