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Triezen bis zur 100

Jascha Stern hat in Hagen sein Glück wiedergefunden – und will gierig bleiben

Ein klein wenig leben die Fußballer des FC Hagen/Uthlede derzeit ein Leben als Stars. Denn irgendwie so muss es sich ja anfühlen, wenn man mit seiner Sportart ein ganzes Land oder eine große Stadt begeistert. Dass es in Hagen und Uthlede nur eine kleine Gemeinde im Landkreis Cuxhaven ist, stört Jascha Stern nicht. „Das ganze Dorf ist euphorisch“, sagt der Offensivspieler des Tabellendritten der Oberliga Niedersachsen vor dem Heimspiel gegen den MTV Wolfenbüttel (Sonntag, 15 Uhr) und fügt hinzu: „Man wird derzeit überall angesprochen.“

Keine Frage: Der seit Wochen so furios aufspielende Aufsteiger begeistert nicht nur die Liga, sondern vor allem seinen Heimatort. Niemand hatte ernsthaft damit gerechnet, dass die Grün-Schwarzen eine solche Rolle spielen würden – nicht einmal Jascha Stern selbst. Und der hatte es von allen Hagener Spielern am besten einordnen können. In der Saison 2016/2017 spielte der 27-Jährige bekanntermaßen für den SV Blau-Weiß Bornreihe in der fünften Liga und ging dort mit den „Moorteufeln“ gnadenlos unter. Deshalb war Stern auch im Vorfeld dieser Saison etwas skeptisch: „Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass wir so weit oben stehen würden.“

Warum es in Bornreihe ein derartiges Himmelfahrtskommando wurde und nun in Hagen ein solcher Höhenflug möglich ist, liegt für Stern auf der Hand: „In Bornreihe wurde ja seinerzeit für die Landesliga geplant. Wir hatten damals Abgänge, die einfach nicht aufgefangen werden konnten.“ Stern selbst kam auf 25 Einsätze, in denen er vier Tore erzielte. Zwei sind es nun auch schon bei den neun Einsätzen für den FC Hagen/Uthlede, plus drei Assists. „Ich komme langsam wieder in Schwung, die Automatismen werden immer besser“, sagt Stern, der sich selbst bei 80 Prozent seiner Leistungsfähigkeit sieht. „Da geht auf jeden Fall noch was“, so der Flügelstürmer.

Werde will weiter nerven

Damit liegt Stern auf einer Wellenlänge mit seinem Trainer Carsten Werde, der seinen Schützling ebenfalls längst noch nicht bei 100 Prozent sieht – und es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese wieder aus Stern herauszukitzeln. „Ich werde nicht aufhören, Jascha zu triezen, bis ich glaube, dass er wirklich bei 100 Prozent ist“, so Werde.

Dass es vor der Saison den einen oder anderen gab, der bei der Verpflichtung Sterns skeptisch die Augenbrauen nach oben zog, war für Werde zu keiner Zeit ein Thema: „Wir wussten von Anfang an, dass Jascha durch sein Tempo einen echten Mehrwert ins Team bringen würde.“

Dass er aufgrund seiner direkten Art auf und abseits des Platzes gerade in Bornreihe auch immer mal wieder aneckte, interessierte den FC-Trainer nicht: „Jascha fordert sehr viel von seinen Mitspielern, aber wir haben diese Dinge in Gesprächen sehr zielführend diskutiert.“ Stern selbst konnte die Skepsis in Bezug auf seine Person vor dem Saisonstart durchaus nachvollziehen: „Ich war ja am Ende selber komplett unzufrieden mit mir und wollte auch deshalb unbedingt diesen Neustart in Hagen.“ Ein Neustart unter alten Bekannten, denn mit etlichen Spielern hat Stern schon zu Jugendzeiten in Hagen zusammengekickt.„Dieser Teamgeist und diese Gemeinschaft zeichnen uns aus“, sagt Stern und hat damit noch einen Unterschied zur Bornreiher Zeit vor zwei Jahren ausgemacht. Allerdings fügt der 27-Jährige hinzu: „Entscheidend wird sein, wie wir uns präsentieren, wenn wir mal drei Spiele am Stück verlieren.“ Erst dann könne man eine wirklich verlässliche Prognose abgeben, ob der FC vielleicht auch am Ende der Saison auf Platz drei stehen kann. Um sich in diesen Regionen weiter einzunisten, soll am Sonntag nun erst mal ein Sieg über Mitaufsteiger MTV Wolfenbüttel her.

Seit vier Ligaspielen sind die Hagener unbesiegt, auf heimischem Platz sogar seit einer gefühlten Ewigkeit. Wolfenbüttel verlor zuletzt 1:6 in Oythe. Entsprechend groß ist die Zuversicht im Lager des FC, oder wie Carsten Werde es ausdrückt: „Das Anspruchsdenken in solchen Heimspielen ist ganz klar, dass wir diese Partien gewinnen wollen. Punkt.“ Der Hagener Coach muss wohl auf Christoph Müller verzichten, dafür stehen mit Lars Janssen oder Dennis Jordan hochwertige Alternativen parat. Ansonsten gibt es personell keinerlei Veränderungen zu den Vorwochen.

Auch Jascha Stern steht am Sonntag wieder bereit, um über den rechten Flügel den nächsten Coup zu landen – und er ist mächtig froh, dass er das grün-schwarze Trikot überziehen darf. Nicht nur, weil die Euphorie im Dorf derzeit so grenzenlos ist. „Ich würde momentan einfach nicht gerne gegen uns an der Blumenstraße spielen wollen.“


Quelle: Weser-Kurier vom 19.10.2018 verfasst von Tobias Dohr