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Max Klimmek wirft das Handtuch

Noch in der Winterpause war dieses Szenario nahezu undenkbar. Der FC Hagen/Uthlede feierte das Weihnachtsfest als Spitzenreiter der Fußball-Landesliga Lüneburg. Doch nun, nur vier Spieltage nach Wiederbeginn, schmeißt der Trainer die Brocken hin. Vier Spiele mit unbefriedigenden Leistungen und der mageren Ausbeute von nur vier Punkten rufen Max Klimmek auf den Plan, seinen Hut zu nehmen. Für Klimmek übernimmt Co-Trainer Carsten Werde das Zepter.

Ganze vier Spiele haben ausgereicht. Vor allem ein Blick auf die Tabelle zehrt an den Nerven: Aus dem Ligaprimus ist im Handumdrehen ein Verfolger geworfen, der der Musik hinterherläuft. Sechs Punkte Rückstand nach dem jüngsten 0:2 gegen MTV Eintracht Celle sind bereits eine gewaltige Hypothek. Und diese unbefriedigende Situation hat Max Klimmek ins Grübeln gebracht, wie der 29-Jährige schildert: „Vier Punkte aus vier Spielen – das war zu wenig. Dann habe ich das gemacht, was man machen sollte, wenn die Leistungen und die Ergebnisse nicht stimmen: Ich habe mich selbst hinterfragt.“ Die Antwort ist bekannt.

Die hilflose zweite Halbzeit gegen den neuen Spitzenreiter Celle brachte das Fass zum Überlaufen. Die Mannschaft agierte ohne erkennbare Strategie. Sie war bemüht, letztendlich aber überfordert. „Bei uns hat sich in den letzten Wochen ein Negativtrend eingestellt. Wir haben dann einige Dinge probiert, geholfen hat das aber nicht. Es musste etwas passieren. Daher bin ich zu dem Entschluss gekommen, mit meinem Rücktritt einen Impuls zu geben“, begründete Klimmek seine Entscheidung. Vereinbart war eigentlich der Ausstieg nach der laufenden Saison, jetzt zog Klimmek zehn Wochen früher die Reißleine.

„Ich wollte mit meinem Rücktritt einen Impuls geben.“ Ex-Trainer Max Klimmek

„Impuls? Einen solchen Impuls hätten wir nicht gebraucht.“Ex-Kapitän Marlo Burdorf

War der Rücktritt ein Schnellschuss? Oder war das Verhältnis zwischen Coach und Mannschaft belastet? Fehlte der Rückhalt? Alle Beteiligten wollen davon nichts wissen. Marlo Burdorf, ehemaliger Kapitän und nach seiner Rückkehr noch immer Taktgeber und Sprachrohr der Mannschaft, war bei der Verkündung am Dienstagabend an der Blumenstraße nicht anwesend, ist dann aber nach eigenem Bekunden aus allen Wolken gefallen, als ihm der Wechsel auf der Kommandobrücke mitgeteilt wurde: „Das kam für mich total überraschend. Nichts hatte darauf hingedeutet.“ Und zum Thema Impuls für das Team sagte er nur: „Impuls? Für die Mannschaft? Einen solchen Impuls hätten wir nicht gebraucht.“

Max Klimmek hatte vor der Verkündung seines Rücktritts vor der Mannschaft seine beiden Co-Trainer Carsten Werde und Tjark Seidenberg von seinem Entschluss in Kenntnis gesetzt. Auch Carsten Werde gab sich sehr überrascht: „Damit hatte bei uns wirklich niemand gerechnet. Aber Max wird seine Gründe gehabt haben. Diesen Schritt wird er sich sehr, sehr gut überlegt haben.“ Übrigens, zu seinen weiteren Zukunftsplänen konnte und wollte Max Klimmek nichts Neues sagen. Er werde in der laufenden und auch in der kommenden Saison nicht als Trainer arbeiten. Und eine Rückkehr auf den Platz schloss er zumindest in dieser Spielzeit kategorisch aus.

Carsten Werde sollte die Mannschaft erst in der Sommerpause übernehmen. Dann am liebsten in der Oberliga. Den Einstieg auf dem Posten des Cheftrainers hatte sich der 29-Jährige eigentlich ganz anders vorgestellt. Jetzt ist er plötzlich der Feuerwehrmann, der das Team doch noch – wie so sehr herbeigesehnt – in die Oberliga führen soll. Quasi im Nachsitzen, nachdem sich Hagen/Uthlede in der vorigen Saison auf der Ziellinie vom SV Blau-Weiß Bornreihe hatte abfangen lassen. Doch das Thema Aufstieg blendet Carsten Werde vehement aus. Vielmehr setzt er andere Ziele: „Die Jungs müssen wieder den Spaß am Fußball finden. Dann werden auch hoffentlich die nötigen Ergebnisse folgen.“ Und Werde weiter: „Platz eins interessiert uns jetzt nicht. Erstmal wieder Spaß haben. Am Ende gucken wir dann auf die Tabelle und schauen, was dabei für uns herausgekommen ist.“

Eine längere Eingewöhnungszeit als Chefcoach dürfte der Angestellte der AOK in Bremen nicht benötigen. Werde fungiert in seiner zweiten Saison als Co-Trainer, er liebt und lebt den Verein, die Mannschaft. Er gibt Anweisungen, fiebert lautstark mit. Werde war bislang für einen Trainer aus der zweiten Reihe ungewöhnlich aktiv. Und impulsiv, Akzeptanzprobleme sind eher nicht zu erwarten. Dazu hat dieser Mann einfach zu viel Hagener Stallgeruch: Als der FC Hagen/Uthlede im Jahr 2000 gegründet wurde, da war er schon lange ein Hagener Junge. Jugendfußballer, Herrenspieler, Co-Trainer, jetzt Chefcoach – so geht Vereinstreue. Mittlerweile hat Carsten Werde knapp einen Kilometer vom Platz an der Blumenstraße gebaut. Im Grunde genommen war es nur eine Frage der Zeit, wann Werde das Zepter der ersten Herren übernehmen würde. Dass es jetzt alles schneller geht als ursprünglich geplant, damit kann er leben: „Ich freue mich auf die Aufgabe. Und ich bin bereit.“


Quelle: Weser-Kurier vom 30.03.2017 verfasst von Werner Maass