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Hagener „Nicht-Leistung“

Der Tabellenzweite verliert völlig unerwartet mit 1:2 beim Schlusslicht – Zwei Tage später immerhin ein 1:0

Als wäre die 0:5-Schlappe eine Woche zuvor in Bornreihe nicht schon verheerend genug gewesen, setzte der FC Hagen/Uthlede in der Fußball-Landesliga Lüneburg an Pfingsten noch eins drauf. In negativer Hinsicht, versteht sich. Ausgerechnet beim abgeschlagenen Tabellenletzten MTV Dannenberg leistete sich der Aufstiegsaspirant eine nie für möglich gehaltene 1:2-Niederlage. Zwei Tage später bei der SV Ahlerstedt/Ottendorf wäre die Krise beinahe fast komplett gewesen: Immerhin gelang da ein wenig schmeichelhafter 1:0-Arbeitssieg. Ebenfalls gegen einen Abstiegskandidaten. Die Verunsicherung steckte noch voll in der Mannschaft.

Obendrein muss es wie eine Verhöhnung wirkt haben, als die Hagener gestern das Ergebnis des TSV Etelsen erfuhren: Der Tabellenneunte hatte die Dannenberger mal eben mit 8:0 von dessen Platz gefegt. Ein ähnliches Ergebnis hätte die Szene wohl vom FC erwartet. Der kann immerhin die Wiedergutmachung betreiben: Kommenden Sonntag sind die Dannenberger an der Hagener Blumenstraße zu Gast.

MTV Dannenberg – FC Hagen/Uthlede 2:1 (1:1): Die längste Auswärtsfahrt (rund drei Stunden) im Kreis der Ligakonkurrenten sah den FC-Tross auf dem Heimweg nach Hagen wie in einer Schockstarre. „Keiner hat einen Mucks von sich gegeben“, berichtete Coach Schmidt. Ja, und er selbst sei ebenfalls sprachlos gewesen nach dieser Vorstellung – und ratlos: „Ich war einfach nur enttäuscht. Die Chance auf einen Dreier war so groß.“ Und zumindest bis Mittwoch hätte man Erzrivale Bornreihe in der Tabelle hinter sich lassen können.

Wie hatte das passieren können? Dass die Spieler noch unter dem Eindruck der Niederlage in Bornreihe standen, dass sieben Stammspieler fehlten, das alles lässt Gunnar Schmidt nicht gelten: „Dannenberg war doch danach genau der richtige Gegner. Aber es war eine Nichtleistung von der ersten bis zur letzten Minute. Wir haben nicht mal ansatzweise das abgerufen, was wir können. Da fehlte die Einstellung. Sie hatten die Situation einfach nicht erkannt.“ Die Dannenberger schon. Die spielten munter drauf los. Klar, was hatten sie schon zu verlieren? Und schnell bekamen sie mit, dass ihre Gäste sie meist gewähren ließen und nicht mit dem Feuereifer wie sie selbst zu Werke gingen. Sechs Gelbe Karten plus eine Gelb-Rote spiegelten das engagierte Defensivverhalten des MTV wider. Nur 18 Minuten dauerte es bis zur MTV-Führung. Das Verhängnis nahm im zentralen Mittelfeld seinen Lauf, als die Hagener viel zu passiv auf die Situation reagierten. Dannenberg nutzte den Platz auf dem linken Flügel, legten den Ball in die Mitte, wo Stanislav Stanislavov aus zehn Metern abzog und Nico Eden im FC-Tor keine Abwehrchance ließ. „Immerhin bekamen wir dann einen Handelfmeter zugesprochen“, redete Schmidt sich ein, dass das ja der Anfang für die Wende sein könnte. Tjark Seidenberg nutzte die Chance zum 1:1 (41.). „Und in der Halbzeitpause haben wir uns neu eingeschworen. Wir mussten da irgendwie einen dreckigen Sieg nach Hause fahren.“ Es kam ganz anders. Bis zum nächsten Tiefschlag dauerte es nur 20 Sekunden. Vom Anstoß weg spielte der MTV den Ball ganz einfach durch die Hagener hindurch – zweimal quer und dann in die Schnittstelle der Abwehr. Andreas Hartmann war da längst gestartet und auch er ließ im Eins-gegen-eins Torwart Eden keine Chance.

Die Gäste versuchten es weiter. Doch es waren untaugliche Versuche: Zu ungenau im Passspiel, nicht konsequent genug im Abschluss. „Das war einfach zu verteidigen. Wir haben nicht 100 Prozent gegeben“, räumte Gunnar Schmidt ein. Sturm-Joker Jöran Korff, Berendt Knoop und zweimal André Stüßel vergaben die Möglichkeiten. Schmidt hatte vergebens auf eine Belebung des Spiels über die Außen gesetzt. Weder Guido Woltmann (löste nach der Pause Co-Trainer Carsten Werde bei dessen Premiereneinsatz ab) noch Jannis Lüerssen aus der FC-Zweiten, ebenfalls ein Debüt, brachten wirklich Schwung in die Aktionen. Die Partie war verloren.

Das Schmidtsche Donnerwetter auf der Heimfahrt blieb aus. „Ich musste nicht groß in die Analyse gehen oder draufhauen. Jeder wusste ja, woran es gelegen hatte“, verriet der Trainer. Er habe die „menschliche Komponente“ bevorzugt, wollte sie bei der Ehre packen. Zwei Tage später gab es ja die nächste Chance in Ahlerstedt.

MTV Dannenberg: Grabau – Georgiev, Krawiec, Stanislavov, Lawniczak, Gromanowski, Kindo, Jannik Zuther, Pujanek, Gomes Martins, Jonas Zuther

FC Hagen/Uthlede: Eden – Tietjen, Wischhusen, Werde (46. Woltmann), Bühring (70. Korf), Burdorf, Dähnenkamp, Seidenberg, Theilmann (56. Lüerssen), Knoop, Stüßel

Tore: 1:0 Stanislavov (18.); 1:1 Seidenberg (41./HE); 2:1 Jonas Zuther (46.)

Besondere Vorkommnisse: Dramane Kindo sieht nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte (87.)

 

SV Ahlerstedt/Ottendorf – FC Hagen/Uthlede 0:1 (0:1): Dass mit Mirko Franke und Nils Göcke die zuvor fehlenden Spieler wieder zur Verfügung standen, war dem zentralen Defensivbereich deutlich anzumerken. Die allgemeine Verunsicherung freilich auch. Es lief stockend, das Selbstbewusstsein war eben nicht so einfach auf Knopfdruck wiederherzustellen. Und die Ahlerstedter waren der erwartet unangenehme, sehr tief stehende Gegner. „Die haben uns kommen lassen. Es war schwer, in freie Räume vorzustoßen“, urteilte Gunnar Schmidt. Eine Großchance gab es aber für den FC nach einem Standard: Justin Dähnenkamp trat einen Eckstoß genau auf den Fuß von Nils Göcke. Der nahm die Kugel in sechs Metern Torentfernung direkt, doch Torwart Marvin Koch rettete mit einem starken Reflex.

Dann die erste Erleichterung, als tatsächlich der Führungstreffer gelang. Doch wieder nach einem ruhenden Ball. Dähnenkamp war gelegt worden, als er sich stark halblinks durchgesetzt hatte. Erneut Seidenberg verwandelte sicher (30.). Der Treffer war immens wichtig, der Vorsprung freilich nur äußerst knapp. Die folgenden Chancen von Stüßel und Marlo Burdorf waren nicht zwingend genug. Außerdem verzeichneten die Gastgeber noch einen Lattentreffer (75.). Doch gestern retteten die Hagener das 1:0 über die Zeit.

„Wir konzentrieren uns in den drei Trainingseinheiten ganz aufs Rückspiel“, sagte Gunnar Schmidt und beschrieb noch einmal die Situation: „Bornreihe ist zwar vorneweg, aber wir sind jetzt der Jäger. Wir wollen alles dransetzen und noch zwei Sieg einfahren.“ Sonntag gegen Dannenberg könnte es personell etwas besser aussehen, wenn Kai Diesing und Patrick Müller wieder einsetzbar sind. Sicher ist das aber noch nicht.

Fehlen werden auf jeden Fall wegen Gelbsperren Marlo Burdorf und Thomas Wischhusen. Zudem Frederik Bühring. Er hatte sich kurz vor Abpfiff die Rote Karte bei einem groben Foul nahe der Mittellinie abgeholt. Was Schmidt „total überzogen“ fand: „Gelb hätte da auch gereicht. Freddy ist kein unfairer Spieler.“

SV Ahlerstedt/Ottendorf: Koch – Dammann, Buchholz, von Holt, Steenbock (75. Buddelmann), Werth (82. Körner), Höft, T. Nissen, N. Nissen, Danaci, Glüsing (63. Fiks)

FC Hagen/Uthlede: Eden – Woltmann (76. Bühring), Tietjen, Göcke, Korf, Wischhusen, Franke, Dähnenkamp (62. Stüßel), Burdorf, Knoop, Seidenberg (90. Theilmann)

Tore: 0:1 Seidenberg (36./FE)

Besondere Vorkommnisse: Frederik Bühring sieht die Rote Karte (90.)


Quelle: Weser-Kurier vom 17.05.2016 verfasst von Thomas Müller